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 Reviews Bass
Cadfael Offline




Beiträge: 70

30.08.2008 16:51
Johnson JB-M5-BK - MusicMan Kopie Antworten

Bisher hatte ich noch keinen Fünfsaiter in meiner Sammlung und da mir noch eine MusicMan Kopie fehlte, entschied ich mich für den Johnson JB-M5-BK. Es sollte kein hochwertiger Bass werden, sondern nur "ein billiges Teil, auf dem man mal rumklimpern kann".
Meinen Bass fand ich im Programm des Musikhauses Kirstein. Auf dem Karton steht zwar Johnson JB-M5-BK (und der Bass entspricht auch 100% den beiden Fotos auf der Kirstein Seite), die Johnson JB-M5-BK die z.B. bei Topsoundseller und anderswo abgebildet sind, sehen in vielen Details jedoch eindeutig anders aus. So haben die Johnson MuMa-Kopien anderer Anbieter ein Ahorngriffbrett, keinen Pickup mit original MuMa-Maßen, nur zwei Regler sowie einige andere Unterschiede.



Dienstags online bei http://www.kirstein.de bestellt kam der Bass am Donnerstag an.
Erster Eindruck: Der Bass entspricht genau den Bildern und der Beschreibung auf der Website. Im Kaufpreis von 159 Euro ist zusätzlich ein Gigbag mittlerer Qualität enthalten. Zwei Inbusschlüssel zur Einstellung der Halskrümmung und der Saitenreiter waren ebenfalls dabei.




Ausstattung
Der Fünfsaiter ist kein Leichtgewicht. Ich habe leider nur eine sehr grobe Waage; das Gewicht dürfte aber gute 5 kg betragen. Das mag unter anderem am 43 mm dicken Body liegen. Für einen Billigbass ist das sehr dick. Kirstein gibt für den Body lediglich "Massivholz" an. Bei dem hellen Holz hätte ich auf Linde getippt, was aber nicht ganz mit dem Gewicht übereinstimmt. Die Rundungen des Johnson sind nicht ganz so üppig wie beim teuren Vorbild, trotzdem ist die Form des Body sehr gut gelungen.
Die Standard-Johnson-Kopfplatte erinnert bereits an die Kopfplatte des fünfsaitigen Stingray. Hier musste nichts geändert werden um die MuMa Optik zu kopieren. Die fünf 19er Mechaniken sind typisch 4/1 angeordnet. Ein Saitenniederhalter drückt alle fünf Saiten herunter. Sehr ungewöhnlich ist, dass der Johnson zwei Halseinstellschrauben besitzt, deren Zugang an der Kopfplatte liegen. Der Hals dieses Basses ist für einen Fünfsaiter sehr schmal und dünn. Am Sattel ist der Hals nur 45 mm breit, am 20. von 21 Bünden nur 71 mm. Selbst 5-String Fender Jazz Bässe USA haben 47,6 mm am Sattel.



Das Tortoise Pickguard wirkt, wenn man original Tortoise Pickguards kennt, etwas billig; aber bei dem Preis?! Bei genauerem Vergleich weist die Brücke Unterschiede zum Original auf, grob stimmt sie aber überein. Jeder weiß was gemeint ist.
Überrascht hat mich der Pickup des Johnson. Ein Vergleich mit den 5er MM-Pickup-Maßen von Bartolini und Delano zeigt, dass die Maße genau überein stimmen. Und nicht nur das; aus dem Pickup werden alle vier Adern ins Elektrikfach geleitet. Löblich, löblich! Dadurch sind bei einem Umbau alle Verdrahtungsmöglichkeiten offen. Der MM-Pickup ist so schwer, dass man mit ihm prima Fensterscheiben einschlagen könnte. Warum er sich nicht vernünftig in der Höhe justieren lässt fand ich später beim Auseinandernehmen des Basses heraus. Unten mehr dazu.
Hinter dem Volumenregler sitzt in der Mitte der erste Tonregler. Er ist als "normale" Höhenblende (47nF) verdrahtet, der hintere Tonregler ist eine Bassblende (1nF). So etwas habe ich zwar schon vor 25 Jahren gebaut, aber noch nie in einem passiven Bass von der Stange gesehen. Alle Potis haben einen Wert von 500 k Ohm (kleine Bauform). Auf dem Kontrollblech befindet sich zuletzt noch die Klinkenbuchse.

Ich bin kein MusicMan Experte, aber meines Wissens sind dieses Kontrollblech und das Pickguard nicht auf MM-Fünfsaitern zu finden. Sie gehören eigentlich zu den viersaitigen MuMa Bässen. Da ich es so wesentlich schöner finde, stört mich diese Abweichung vom Original nicht im Geringsten.




Verarbeitung
Der Body ist an allen sichtbaren stellen tadellos lackiert.
Nimmt man den Bass auseinander (wie ich das immer zu tun pflege) sieht man einige Nasen; vor allem aber, dass unter der schwarzen Lackierung eine Sunburst Lackierung zu stecken scheint?!
Der Hals passt gut in die Halstasche - auch wenn dieses "Lack-Etwas" nicht gerade vertrauenerweckend aussieht. Da die Reiter sehr niedrig gedreht waren entschloss ich mich einen Shim in die Halstasche zu legen - davon später mehr. Wirklicher Kritikpunkt ist die Lackschicht an der Halsrückseite. Da gab es richtig raue Stellen. Mit etwas Schmirgel war das allerdings zufriedenstellend behoben.
Das Palisanderholz des Griffbretts ist keine gute Qualität. Zudem war es sehr dringend nötig dem Palisander Griffbrettöl zu geben. Die Bundstäbchen sind bis auf den ersten Bund gut eingesetzt und befriedigend abgerichtet. Der Sattel war gut gekerbt, jedoch viel zu hoch. Alle Hardwareteile waren gut montiert.
Neben der Lackierung der Halsrückseite gab es zwei weitere Kritikpunkte. Die zur Höhenverstellung des Pickups nötige Federung ging gegen Null. Zudem ähnelte das Volumenpoti einem An-/Aus-Schalter. Auch dazu später mehr.



Klang
Das Holz des Johnson schwingt schön mit und es entwickelt sich ein gutes Sustain.
Der MM-Pickup entwickelt einen gewaltigen Wums mit riesigem Output. Da der Humbucker seriell geschaltet ist, hat er eine Impedanz von 13,45 k Ohm. Typisch für viele Humbucker schwächelt er in den Höhen. Mit guten Saiten dürfte noch einiges an Brillanz herauszukitzeln sein, Höhenwunder darf man aber keine erwarten.

Handling
Hebt man den Bass aus dem Ständer wird man direkt daran erinnert, wie schwer er ist. Mit einem guten Gurt lässt er sich aber gut tragen. Der Bass ist minimal kopflastig, was aber mit breitem Gurt nicht mehr auffällt. Auch im Sitzen lässt sich der Johnson bequem spielen. Wer ansonsten P- oder J-Bass spielt, wird vielleicht das fehlende Shaping an Vorder- und Rückseite vermissen. Trotzdem sollte man schnell eine geeignete Position für die rechte Hand finden.



Der Bass - bewertet wie er ist ...
Ich habe mich zu zwei Bewertungen entschlossen. Kauft ein Anfänger diesen Bass, so erhält er zumindest einen Bass, der ihn nicht am Einstieg in die Welt der tiefen Töne hindert.
Der Hals war befriedigend eingestellt. Die Saitenreiter waren zwar sehr weit unten, aber die Saitenlage war noch in Ordnung. Der viel zu hohe Sattel kann beim Spielen in tiefen Lagen stören, da der linke Zeigefinger hier deutlich anschlagen kann. Höhen- und Bassblende tun ihren Dienst, das Volumenpoti hingegen arbeitet nicht korrekt.
Solange der Anfänger keinen modernen HiFi-Basssound erwartet wird er mit dem Sound zufrieden sein können. Da preiswerte Bassverstärker eher in den Bässen schwächeln, sollte der Johnson das prima ausgleichen können.
Da der Johnson JB-M5-BK ein beträchtliches Gewicht hat, sollte der Einsteiger nicht zu jung sein und auch keine Rückenprobleme haben. Dieser Bass ist schon ein richtiger Brocken.

Aufgrund der Kritikpunkte ist er für einen blutigen Anfänger, der keine Leute mit Bass- und Bastelerfahrung kennt nur bedingt zu empfehlen. Da bieten Squier, Ibanez und Co. einfach einen höheren Standard. Trotzdem sind die Einzelkomponenten nicht schlecht. Es fehlt hauptsächlich am Schliff (und Wissen) bei der Endmontage. Für mich ein typisches Beispiel von Fernostfertigung durch ungelernte Mitarbeiter. Ich habe den Eindruck, dass Squier, Ibanez und andere Markenhersteller den Mitarbeitern auch erklären was sie da tun - und dass aus diesem Verständnis heraus ein besseres Endprodukt entsteht.
Der Johnson liegt aber sehr deutlich über "Brennholz-Niveau"!




Bastelzeit - Hals und Body
Ich hatte bereits überlegt den Hals komplett abzuschleifen und zu wachsen. Das war mir dann aber doch zuviel Arbeit. Nachdem ich die Halsrückseite mit etwas Schmirgel bearbeitet hatte war die raue Stelle weg.
Das Palisandergriffbrett bekam erstmal einen ordentlichen Schluck Griffbrettöl, schön mit einem Tuch eingerieben. Dabei verfärbte sich das Tuch leicht bräunlich. Man scheint dem Farbton des Griffbretts also mit etwas Beize nachgeholfen zu haben.
Den Sattel habe ich bestimmt über einen Millimeter abgefeilt und die Kanten leicht gebrochen bzw. entgratet. Die Kerben selbst habe ich nicht verändert, da die Saitenhöhe am Sattel in Ordnung war. Den Saitenniederhalter habe ich etwas tiefer geschraubt um mehr Anpressdruck am Sattel zu erreichen.
Die beiden Halseinstellschrauben machen mir keinen sehr Vertrauenserweckenden Eindruck; besonders der Sechskant des Stabes für die tiefen Saiten wird nicht ewig seine Form behalten. Trotzdem ließ sich der Hals gut einstellen.

Während die sichtbare Lackierung des Johnson sehr gut ausgefallen ist, sieht man nach dem Abschrauben des Halses eine abenteuerlich anmutende Halstasche (deren Maße aber okay sind). Da weiß man, warum der Bass nur 159 Euro kostet. Hier fällt auch auf, dass die Halsbefestigungsschrauben nicht in der Mitte des Halses / der Halstasche angeordnet sind.



Da die Saitenreiter der Brücke meiner Meinung nach viel zu tief waren, habe ich einen ca. 0,5 mm dicken Shim eingelegt um den Hals leicht schräg zu stellen. Furnier hatte ich nicht zur Verfügung - also habe ich mir einen Streifen Notizblockpappe so zurechtgeschnitten, dass er schön in die Halstasche passte. Dadurch konnte ich später die Saitenreiter ca. 2 mm höher schrauben - was gleichzeitig den Winkel zur Saitenaufhängung vergrößerte.

Bei der Einstellung zwischen niedriger Saitenlage und Schnarren habe ich einen guten Kompromiss gefunden. Ganz habe ich das Schnarren nicht weg bekommen, aber es hält sich in Grenzen. Mit Markensaiten kann man vermutlich noch bessere Ergebnisse erzielen.



Nachdem ich den Bass auseinander genommen hatte war klar, warum ich der Pickup nicht vernünftig in der Höhe justieren ließ. Der Gummistreifen der als Puffer zur Höhenverstellung dienen soll und unter den Pickup geklebt wurde ist ein schlechter Scherz. Entweder war er nie flexibel genug, oder er ist unter der Last des schweren MM-Pickups zusammengebrochen. Statt dieses Gummis setzte ich drei starke Federn ein. Jetzt lässt sich auch die Höhe gut justieren.




Bastelzeit - Elektrik
Schraubt man die Kontrollplatte des Elektrikfachs ab, fällt zunächst die saubere und aufgeräumte Werksverdrahtung auf. Bei genauerer Betrachtung fallen jedoch ein paar Kritikpunkte auf. Zum einen steckt über den verlöteten roten und weißen Kabeln des Humbuckers lediglich eine Tülle. Sie kann sich mit der Zeit los vibrieren. Hier wäre ein Stück Schrumpfschlauch oder einfaches Isolierband besser gewesen.
Vor allem sieht man aber, warum das Volumenpoti nicht richtig funktioniert. Die Kabel sind verkehrt angeschlossen! In der Skizze habe ich Ist- und Sollzustand aufgemalt. In der angehängten PDF-Datei habe ich das ganze auch als "Lötplan" hinterlegt. Zudem sind dort zwei Alternativverdrahtungen aufgeführt. Wer will, kann sich natürlich auch einen Vierfach-Drehschalter einbauen, mit dem man die Spulen des Pickups einzeln, seriell und parallel betreiben kann.
Schlussendlich habe ich mich übrigens dazu entschlossen den Humbucker einfach mit Höhen- und Bassblende zu betreiben; so wie es von Johnson vorgesehen war. Lediglich das Volumenpoti und den Kondensator habe ich korrekt angeschlossen.




Schlussfazit
Nach meinen Bastelarbeiten bin ich mit dem Johnson JB-M5-BK sehr zufrieden. Für 159 Euro habe ich einen Fünfsaiter mit einem schlanken Hals erhalten, der sich gut bespielen lässt. Ich kämpfe noch etwas mit den ungewohnten fünf Saiten. Wo bitte war doch gleich die A-Saite?
Wer sich zutraut etwas nachzuarbeiten und zu basteln (oder sogar einen preiswerten Bass sucht an dem er/sie das üben und erlernen kann), der hat hier eine tolle Ausgangsbasis. Die Grundsubstanz meines Johnson stimmt (gemessen am Preis) und am Ende habe ich genau wonach ich suchte: Einen preiswerten gut bespielbaren Fünfsaiter.

Anhänge
Ich habe drei Soundsamples aufgenommen. Im ersten und zweiten Sample ist der Humbucker ohne Blenden zu hören, im dritten wurden die Bässe mit der Bassblende etwas herausgenommen (auch wenn man es hier kaum hört). Aufgenommen habe ich die Samples mit dem MicroCube Bass RX, Super Flat, EQ neutral, kein Compressor, keine Effekte.

Die PDF-Datei zeigt die (falsche) Originalschaltung, wie sie richtig verdrahtet sein sollte, sowie zwei optionale Schaltungsmöglichkeiten. Es gibt natürlich noch viel mehr Möglichkeiten den MM-Pickup zu verdrahten.

Gruß
Andreas

Dateianlage:
JS-Wiring.pdf
JS11.mp3
JS21.mp3
JS31.mp3
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