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 Reviews Gitarre
Cadfael Offline




Beiträge: 70

19.06.2008 18:29
Squier Fender Bullet Strat + Fender Frontman 25R Antworten

Review vom 16.09.2006

Squier Fender Bullet Strat plus Fender Frontman 25R
Blues & Vintage Rock für unter 300 Euro?

Vor einem Monat kaufe ich mir eine Squier Fender Bullet Strat für 109? als Drittgitarre. Ich mag die Strat-Form fast genauso wie die Tele und Les Paul ? und mir fehlte noch eine Strat bzw. Single Coil Gitarre in meiner Sammlung.

Warum die Bullet und keine Squier Affinity, Harley Benton oder Jack & Danny? Ich liebe die Form der 50er / frühe 60er Jahre Strats mit der schmaleren Kopfplatte. Fender hat mit den Rundungen ein designerisches Meisterwerk erschaffen. Und da die Kopfplatte noch Patentschutz genießt, kam eben nur eine original Fender oder Squier in Frage.
Die Squier Affinity hat bereits den breiteren Headstock (=Kopfplatte) der später eingeführt wurde. Außerdem gefiel mir die Farbauswahl bei den Affinitys nicht. Die Squier Fender Bullet Strat in Arctic White, einem gelblichen Weiß, musste her.

Squier Fender Bullet Strat
Meine Bullet Strat, Baujahr 2006, hat - anders als auf der Squier Website zu sehen und zu lesen ? keinen festen Steg (was eigentlich das Zeichen der original Fender Bullet Serie war), sondern ein normales Fender Vintage Tremolo. Wahrscheinlich ist es herstellungstechnisch billiger einen gemeinsamen Body für fast alle Squier Strats zu machen, als das Tremolo weg zu lassen.
Die Saitenreiter des Tremolos sind nicht aus billigem gebogenem Blech, sondern aus massivem (Guss-) Stahl. Ansonsten entspricht das Tremolo den gängigen 08/15 Vintage Tremolos. Ich war nie ein Freund des Tremolierens, aber es ist sogar weitestgehend stimmstabil. Den Hebel habe ich vor der Montage mit etwas Teflon-Fett eingeschmiert. Dann reibt nicht Stahl auf Stahl.
Am wenigsten konnten mich die Mechaniken der Bullet Strat überzeugen. Sie laufen nicht sahnig rund, sondern haben leicht unterschiedliche Gängigkeit. Besser als das einfache seitliche Loch zur Saitendurchführung wäre auch das Einführen der Saiten von oben gewesen ? aber man sollte bedenken, dass diese Gitarre nur 109? gekostet hat!
Die 21 Bünde sind sauber in das Rosewood Griffbrett eingesetzt und stehen nicht über. Ich bin kein Saitenzauberer, aber mir gefällt die Bespielbarkeit. Der Hals ist bis auf das Griffbrett seidenmatt lackiert. Ein, wie ich finde, angenehmes Griff- / Spielgefühl.
Obwohl in den meisten Texten von laminiertem Holz gesprochen wird, ist es eindeutig keine dicke Sperrholzplatte die noch in den 70ern und 80ern. Ohne Verstärker klingt die Strat mittel laut und hat ein durchschnittliches Sustain. Der Klang dürfte etwas präziser sein; aber wie gesagt: 109? ...
Wenn ich an meine erste Gitarre vor 25 Jahren zurück denke, ist das hier ein Schatz! Danach hätten wir uns alle die Finger geleckt!

Schaltungstechnisch hat man es mit einer normalen Strat zu tun. 5-Weg-Schalter, Master Volume (gilt für alle drei Pickups), sowie separater Tone Regler für Hals- und mittleren Pickup.
Schaut man unter das Schlagbrett findet man eine mehr als großzügige Ausfräsung für die Pickups. Theoretisch kann man auch Humbucker an Hals und Steg einsetzen. Die drei SingleCoil Pickups haben mit 8,3k bis 8,7k Ohm (Steg) erstaunlich viel Output, klingen aber auf definitiv wie ein SingleCoil nun mal klingen muss. Man sollte bedenken, dass ein kompletter Satz Fender Original Pickups bereits 50 Euro mehr als die gesamte Bullet Strat kostet. Wir haben es hier mit einer Gitarre für den ganz kleinen Feldbeutel zu tun und nicht mit einer Fender USA, die das 10fache oder mehr kostet. Wunder sollte man also nicht erwarten. Die Pickups sind von unten mit einer Stahlplatte gegen Brummeinstreuung abgeschirmt und auch die Kabel zur Elektrik sind abgeschirmt. Da habe ich schon viel Schlimmeres gesehen! Auch das Pickguard ist on unten mit Alu-Folie zur Abschirmung beklebt.

Es sind wie im Vorbild 250k Ohm Potis (kleine Bauart) und ein 47nF Kondensator verbaut. Da ich diese Schaltung für Blödsinn halte, habe ich sie auch direkt geändert ...
Den Kondensator (das grüne Ding) habe ich gegen einen 33nF Kondensator ausgetauscht. Jetzt kann man die Tone Regler voll zudrehen, ohne dass es viel zu dumpf klingt. Außerdem habe ich durch Umlöten zweier Kabel am 5-Weg-Schalter die Schaltung so verändert, dass der obere Tone Regler für Hals- und mittleren Pickup zuständig sind. Für den Steg Pickup, der ja am ehesten unangenehm schrill klingen kann, ist jetzt der untere Tone Regler zuständig.

Fender Frontman 25R

Meinen großen Fender 60W Vollröhren-Amp kann ich zuhause auf maximal 0,3 aufdrehen ohne Streit mit den Nachbarn zu bekommen. Das war mir zu nervig.
Für ca. 150-160 Euro bekommt man im Musikgeschäft einen nagelneuen Fender Frontman 25R. Nachdem ihn anscheinend keiner haben wollte, habe ich meinen Fender Frontman 25R gebraucht (aber praktisch Neuzustand) für 80 Euro hier im Forum gekauft.
Die 25 Watt scheinen auszureichen, um mit leisen Schlagzeugern mithalten zu können. Zum üben zuhause oder mit anderen Saitenzupfern reichen sie dicke! Ich habe meinen Frontman derzeit auf 2 stehen. Das ist laut genug.
Der Frontman hat zwei Kanäle; Clean und Drive. Beim Drive kann man die Verzerrung (GAIN) und die Gesamtlautstärke regeln. Die Klangreglung aus Höhen, Mitten und Bässen ist für beide Kanäle gleichzeitig zuständig. Al letzten Regler finden wir den Reverb (Hall). Wie ich meine wichtig, da er das Klangbild etwas aufpeppen kann, wenn man ohne andere Effekte oder Begleiter im Wohnzimmer spielt.
Weiterhin hat er Amp einen CD-In (zwei Chinch Buchsen), eine Buchse für einen Fußschalter (nicht im Lieferumfang) und einen Kopfhörerausgang. Spielt man über den Kopfhörer, muss man die Klangreglung etwas nachjustieren. Aber das dürfte normal sein.
Auf der Rückseite befindet sich nur der Anschluss für das Netzkabel (Kaltgerätestecker). Die Verarbeitung ist gut. Reingeschaut in den Amp habe ich nicht - aber es dürfte die Technik von heute sein.
Der Hall klingt im Vergleich zum großen Röhren-Fender etwas metallisch, ist aber dennoch brauchbar.

Derzeit liegen wir bei einem Anschaffungspreis von ca. 260 Euro. Mit Tasche, Anschlusskabel (denn das fehlt noch), Gitarrenständer, Stimmgerät, Gurt und ein paar Plektren dürften wir knapp über oder unter 300 Euro liegen.

Und nun die Frage aller Fragen: Was kann ich damit spielen?
Durch die drei SingleCoils (besonders am Steg) ist die Auswahl etwas eingeschränkt. Das wäre aber auch bei einer 10.900? teuren Strat von 1956 der Fall.
Allerdings kann einem niemand vorschreiben, wie der eigene Sound sein soll ? und Musik lebt durch Experimente und eigene Wege. Daher könnte man die Bullet Strat auch bei Rock, Punk oder im Schwermetall einsetzen. Man muss nur zu seinem eigenen Sound stehen.

Ich habe in meiner Musikbox geblättert und mir ein paar CDs rausgesucht.
Die Greatest Hit on Jimi Hendrix, Deep Purple, Eric Clapton und das Album Damn Right I?ve got the Blues von Buddy Guy.
Eric Clapton bezeichnete Buddy Guy übrigens als den besten lebenden Blues Musiker! Wer Blues mag und dieses Album nicht kennt, sollte es unbedingt kaufen. Obwohl fast jedes Stück aus einer vollkommen anderen Bluesrichtung kommt, macht Buddy Guy daraus ein harmonisches Ganzes. Wer dieses Album gehört hat wird nie wieder behaupten, Blues sei langweilig oder eintönig. Das sture E, A, H kann man hier getrost vergessen!

Wichtig ist, dass jeder Gitarrist anders klingt! Und auch die Lautstärke hat viel mit dem Klang zu tun. Trotzdem habe ich hier mal ein paar Einstellungen aufgeschrieben, wie ich Sounds mit der Squier und dem Frontman im Wohnzimmer hin bekommen habe. Klar; eine 1090? Strat bekommt den Sound über einen Röhrenverstärker besser hin! Aber selbst mit diesem billigen Equipment kommt man dem Original schon sehr nahe!

Einstellungsbeispiele
Bei der Gitarre sind die Wahlschalter Stellungen (P): Hals=1, Mitte=3, Steg=5. 2 und 4 sind die Mitteltellungen.
(VT) 10/7/10 bezeichnet die Stellungen von Volume und Tone Reglern (verdrahteten wie bei einer normalen Strat)
Beim Frontman beschränke ich mich auf die Einstellungen (G) Gain, (EQ) Höhen, Mitten und Bässe, sowie (R) Reverb. Das Volumen kann man je nach Geschmack aufdrehen.

Fangen wir an mit
Jimi Hendrix

Hey Joe
Rhythmus Gitarre: P5 - VT 10/10/10
Amp: Clean Kanal - EQ 10/7/5 - R 3,5
Solo Gitarre: P5 - VT 10/10/10
Amp: Drive Kanal - G 2 - EQ 7/7/5 - R 3,5

Purple Haze
Gitarre: P5 - VT 10/10/10
Amp: Drive Kanal - G 3,5 - EQ 10/7/5 - R 3

The Wind cries Mary
Gitarre: P5 - VT 10/7/10
Amp: Clean Kanal - EQ 7/7/5 - R 3

Foxy Lady
Gitarre: P1 - VT 8/10/10 (im Solo Volumen auf 10)
Amp: Drive Kanal - G 4,5 - EQ 10/7/5 - R 3


Richie Blackmore / Deep Purple

Black Nights
Gitarre: P3 - VT 10/10/3
Amp: Drive Kanal - G 4,75 - EQ 7/7/5 - R 2

Speed King
Gitarre: P1 - VT 10/10/10
Amp: Drive Kanal - G 4,75 - EQ 7/7/5 - R 2

Strange kind of Woman
Gitarre: P3 - VT 10/10/5
Amp: Drive Kanal - G 4 - EQ 7/7/5 - R 3,5

Woman from Tokyo
Gitarre: P1 - VT 10/10/10
Amp: Drive Kanal - G 4 - EQ 5/7/5 - R 2

Smoke on the Water (eigentlich mit Compressor)
Gitarre: P4 - VT 10/10/0
Amp: Drive Kanal - G 4- EQ 7/7/5 - R 2

Eric Clapton

Cocain
Rhythmus Gitarre: P1 - VT 10/10/10
Amp: Drive Kanal - G 2 - EQ 7/7/5 - R 3
Solo Gitarre: P1 - VT 10/10/10
Amp: Drive Kanal - G 4,5 - EQ 7/7/5 - R 3,5

Lay Down Sally
Gitarre 1: P4 - VT 10/10/7
Amp: Clean Kanal - EQ 7/7/5 - R 3
Gitarre 2: P4 - VT 10/10/10
Amp: Drive Kanal - G 2 - EQ 7/7/5 - R 3

After Midnight
Gitarre: P2 oder P4 - VT 10/10/7
Amp: Drive Kanal - G 3 - EQ 7/7/5 - R 3


Buddy Guy

Damn Right I?ve Got the Blues
Gitarre: P4 - VT 10/10/10
Amp: Drive Kanal - G 2,75 - EQ 7/7/5 - R 3,5

Where is the next one coming from
Gitarre: P3 - VT 10/10/10
Amp: Drive Kanal - G 3,5 - EQ 7/7/5 - R 2

Five long years
Gitarre: P4 - VT 10/10/7
Amp: Drive Kanal - G 2,75 - EQ 7/7/5 - R 2

Mustang Sally
Rhythmus Gitarre: P3 - VT 10/10/10
Amp: Drive Kanal - G 2,25 - EQ 10/7/5 - R 0
Solo Gitarre: P3 - VT 10/10/10
Amp: Drive Kanal - G 3,5 - EQ 7/7/5 - R 3

Too broke to spend the night
Gitarre: P2 - VT 10/10/10
Amp: Drive Kanal - G 2,75 - EQ 7/7/5 - R 2

Remember Steve
Gitarre: P4 - VT 10/10/7
Amp: Drive Kanal - G 2,75 - EQ 7/7/5 - R 2


Fazit
Wer sehr wenig Geld hat, eine billige Zweit- / Dritt-Gitarre sucht oder nicht soviel Gel ausgeben will, weil er noch nicht weiß ob Gitarre wirklich sein Ding ist, der ist mit dem Paket Squier Fender Bullet Strat + Fender Frontmann 25R + Zubehör (für insgesamt ca. 300 Euro) bestens bedient - wenn er ähnliche Sounds mag wie auf den ausgewählten Stücken.
Wer lieber die Sau fliegen lässt, eher auf dicke Bratsound steht, runden mittigen Sound, der sollte besser zu einer Gitarre mit Humbuckern greifen.
Aber wer behauptet, dass man für 300 Euro keine ähnlichen Sounds wie Hendrix, Blackmore, Clapton oder Buddy Guy hin kriegt, der hat es nie probiert - oder einfach die falschen Finger oder die falsche Anschlagtechnik für diese Musik.

In diesem Sinne ...

Gruß
Andreas

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