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  • Hallöli,

    Dude aus dem Musiker-Board war so nett mir eine mit Kunststoff beschichtete Elixir Saite zu schicken.
    Wie lange die Saite im Gebrauch war weiß ich nicht. Es handelt sich aber nach Dudes Angaben um eine "aufgebrauchte" 130er H-Saite. HJat man die Saite in der Hand, ist die Kunststoffummantelung deutlich zu spüren.

    Heute hat sich mein Kollege mit mir die Saite mal schnell im REM angesehen.
    Kenner werden in den SE-Bildern erneut Überstrahlungen sehen - das bitte ich zu entschuldigen! Es liegt nicht an den Fähigkeiten des REM oder meines Kollegen; es sollte halt schnell gehen. Zudem kann man als Laie (wie auch ich einer bin) mit den Überstrahlungen die Kontraste besser sehen.

    Im ersten Bild seht ihr zwei Windungen der Saite. Wie man sieht ist die Saite rechts noch weitgehend frisch, während die Stelle links sehr fertig aussieht. Der Querstreifen auf der rechten Windung dürfte eine winzige Falte sein, die vermutlich (!) in der Produktion entstanden ist. Darunter könnte sich ein Einschluss im Kunststoff befinden. Zwar wird der Raum in dem die Beschichtung aufgetragen wird Luftfilter haben, eine Produktion unter Reinraumbedingungen wie in der Chip-Produktion würde die Saiten aber unbezahlbar machen. Das darunter scheint hingegen Schutz auf der Saite zu sein.



    Auf dem zweiten Bild sehen wir eine andere Stelle der Saite. Hier sieht man sehr unterschiedliche Stadien. Die runden / ovalen Stellen scheinen mir richtige Druckstellen durch das "Hämmern" auf die Bundstäbchen zu sein. Die weißen länglichen Stellen entstehen wahrscheinlich durch winzige Seitwärtsbewegungen auf den Bundstäbchen oder auf dem Griffbrett (pure Spekulation!). Hier wird die Kunststoffschicht also mehr zerrieben. Vielleicht entsteht das auch durch ie Reibung mit den Schuppen der Haut.



    Im dritten Bild sieht man noch einmal drei Windungen und die Ummantelung.



    Das letzte Bild beweißt, dass auch die Elixir Saiten eine hervorragend glatte Oberfläche haben.



    Gruß
    Andreas
  • Johnson JB-M5-BK - MusicMan KopieDatum30.08.2008 16:51
    Thema von Cadfael im Forum Reviews Bass

    Bisher hatte ich noch keinen Fünfsaiter in meiner Sammlung und da mir noch eine MusicMan Kopie fehlte, entschied ich mich für den Johnson JB-M5-BK. Es sollte kein hochwertiger Bass werden, sondern nur "ein billiges Teil, auf dem man mal rumklimpern kann".
    Meinen Bass fand ich im Programm des Musikhauses Kirstein. Auf dem Karton steht zwar Johnson JB-M5-BK (und der Bass entspricht auch 100% den beiden Fotos auf der Kirstein Seite), die Johnson JB-M5-BK die z.B. bei Topsoundseller und anderswo abgebildet sind, sehen in vielen Details jedoch eindeutig anders aus. So haben die Johnson MuMa-Kopien anderer Anbieter ein Ahorngriffbrett, keinen Pickup mit original MuMa-Maßen, nur zwei Regler sowie einige andere Unterschiede.



    Dienstags online bei http://www.kirstein.de bestellt kam der Bass am Donnerstag an.
    Erster Eindruck: Der Bass entspricht genau den Bildern und der Beschreibung auf der Website. Im Kaufpreis von 159 Euro ist zusätzlich ein Gigbag mittlerer Qualität enthalten. Zwei Inbusschlüssel zur Einstellung der Halskrümmung und der Saitenreiter waren ebenfalls dabei.




    Ausstattung
    Der Fünfsaiter ist kein Leichtgewicht. Ich habe leider nur eine sehr grobe Waage; das Gewicht dürfte aber gute 5 kg betragen. Das mag unter anderem am 43 mm dicken Body liegen. Für einen Billigbass ist das sehr dick. Kirstein gibt für den Body lediglich "Massivholz" an. Bei dem hellen Holz hätte ich auf Linde getippt, was aber nicht ganz mit dem Gewicht übereinstimmt. Die Rundungen des Johnson sind nicht ganz so üppig wie beim teuren Vorbild, trotzdem ist die Form des Body sehr gut gelungen.
    Die Standard-Johnson-Kopfplatte erinnert bereits an die Kopfplatte des fünfsaitigen Stingray. Hier musste nichts geändert werden um die MuMa Optik zu kopieren. Die fünf 19er Mechaniken sind typisch 4/1 angeordnet. Ein Saitenniederhalter drückt alle fünf Saiten herunter. Sehr ungewöhnlich ist, dass der Johnson zwei Halseinstellschrauben besitzt, deren Zugang an der Kopfplatte liegen. Der Hals dieses Basses ist für einen Fünfsaiter sehr schmal und dünn. Am Sattel ist der Hals nur 45 mm breit, am 20. von 21 Bünden nur 71 mm. Selbst 5-String Fender Jazz Bässe USA haben 47,6 mm am Sattel.



    Das Tortoise Pickguard wirkt, wenn man original Tortoise Pickguards kennt, etwas billig; aber bei dem Preis?! Bei genauerem Vergleich weist die Brücke Unterschiede zum Original auf, grob stimmt sie aber überein. Jeder weiß was gemeint ist.
    Überrascht hat mich der Pickup des Johnson. Ein Vergleich mit den 5er MM-Pickup-Maßen von Bartolini und Delano zeigt, dass die Maße genau überein stimmen. Und nicht nur das; aus dem Pickup werden alle vier Adern ins Elektrikfach geleitet. Löblich, löblich! Dadurch sind bei einem Umbau alle Verdrahtungsmöglichkeiten offen. Der MM-Pickup ist so schwer, dass man mit ihm prima Fensterscheiben einschlagen könnte. Warum er sich nicht vernünftig in der Höhe justieren lässt fand ich später beim Auseinandernehmen des Basses heraus. Unten mehr dazu.
    Hinter dem Volumenregler sitzt in der Mitte der erste Tonregler. Er ist als "normale" Höhenblende (47nF) verdrahtet, der hintere Tonregler ist eine Bassblende (1nF). So etwas habe ich zwar schon vor 25 Jahren gebaut, aber noch nie in einem passiven Bass von der Stange gesehen. Alle Potis haben einen Wert von 500 k Ohm (kleine Bauform). Auf dem Kontrollblech befindet sich zuletzt noch die Klinkenbuchse.

    Ich bin kein MusicMan Experte, aber meines Wissens sind dieses Kontrollblech und das Pickguard nicht auf MM-Fünfsaitern zu finden. Sie gehören eigentlich zu den viersaitigen MuMa Bässen. Da ich es so wesentlich schöner finde, stört mich diese Abweichung vom Original nicht im Geringsten.




    Verarbeitung
    Der Body ist an allen sichtbaren stellen tadellos lackiert.
    Nimmt man den Bass auseinander (wie ich das immer zu tun pflege) sieht man einige Nasen; vor allem aber, dass unter der schwarzen Lackierung eine Sunburst Lackierung zu stecken scheint?!
    Der Hals passt gut in die Halstasche - auch wenn dieses "Lack-Etwas" nicht gerade vertrauenerweckend aussieht. Da die Reiter sehr niedrig gedreht waren entschloss ich mich einen Shim in die Halstasche zu legen - davon später mehr. Wirklicher Kritikpunkt ist die Lackschicht an der Halsrückseite. Da gab es richtig raue Stellen. Mit etwas Schmirgel war das allerdings zufriedenstellend behoben.
    Das Palisanderholz des Griffbretts ist keine gute Qualität. Zudem war es sehr dringend nötig dem Palisander Griffbrettöl zu geben. Die Bundstäbchen sind bis auf den ersten Bund gut eingesetzt und befriedigend abgerichtet. Der Sattel war gut gekerbt, jedoch viel zu hoch. Alle Hardwareteile waren gut montiert.
    Neben der Lackierung der Halsrückseite gab es zwei weitere Kritikpunkte. Die zur Höhenverstellung des Pickups nötige Federung ging gegen Null. Zudem ähnelte das Volumenpoti einem An-/Aus-Schalter. Auch dazu später mehr.



    Klang
    Das Holz des Johnson schwingt schön mit und es entwickelt sich ein gutes Sustain.
    Der MM-Pickup entwickelt einen gewaltigen Wums mit riesigem Output. Da der Humbucker seriell geschaltet ist, hat er eine Impedanz von 13,45 k Ohm. Typisch für viele Humbucker schwächelt er in den Höhen. Mit guten Saiten dürfte noch einiges an Brillanz herauszukitzeln sein, Höhenwunder darf man aber keine erwarten.

    Handling
    Hebt man den Bass aus dem Ständer wird man direkt daran erinnert, wie schwer er ist. Mit einem guten Gurt lässt er sich aber gut tragen. Der Bass ist minimal kopflastig, was aber mit breitem Gurt nicht mehr auffällt. Auch im Sitzen lässt sich der Johnson bequem spielen. Wer ansonsten P- oder J-Bass spielt, wird vielleicht das fehlende Shaping an Vorder- und Rückseite vermissen. Trotzdem sollte man schnell eine geeignete Position für die rechte Hand finden.



    Der Bass - bewertet wie er ist ...
    Ich habe mich zu zwei Bewertungen entschlossen. Kauft ein Anfänger diesen Bass, so erhält er zumindest einen Bass, der ihn nicht am Einstieg in die Welt der tiefen Töne hindert.
    Der Hals war befriedigend eingestellt. Die Saitenreiter waren zwar sehr weit unten, aber die Saitenlage war noch in Ordnung. Der viel zu hohe Sattel kann beim Spielen in tiefen Lagen stören, da der linke Zeigefinger hier deutlich anschlagen kann. Höhen- und Bassblende tun ihren Dienst, das Volumenpoti hingegen arbeitet nicht korrekt.
    Solange der Anfänger keinen modernen HiFi-Basssound erwartet wird er mit dem Sound zufrieden sein können. Da preiswerte Bassverstärker eher in den Bässen schwächeln, sollte der Johnson das prima ausgleichen können.
    Da der Johnson JB-M5-BK ein beträchtliches Gewicht hat, sollte der Einsteiger nicht zu jung sein und auch keine Rückenprobleme haben. Dieser Bass ist schon ein richtiger Brocken.

    Aufgrund der Kritikpunkte ist er für einen blutigen Anfänger, der keine Leute mit Bass- und Bastelerfahrung kennt nur bedingt zu empfehlen. Da bieten Squier, Ibanez und Co. einfach einen höheren Standard. Trotzdem sind die Einzelkomponenten nicht schlecht. Es fehlt hauptsächlich am Schliff (und Wissen) bei der Endmontage. Für mich ein typisches Beispiel von Fernostfertigung durch ungelernte Mitarbeiter. Ich habe den Eindruck, dass Squier, Ibanez und andere Markenhersteller den Mitarbeitern auch erklären was sie da tun - und dass aus diesem Verständnis heraus ein besseres Endprodukt entsteht.
    Der Johnson liegt aber sehr deutlich über "Brennholz-Niveau"!




    Bastelzeit - Hals und Body
    Ich hatte bereits überlegt den Hals komplett abzuschleifen und zu wachsen. Das war mir dann aber doch zuviel Arbeit. Nachdem ich die Halsrückseite mit etwas Schmirgel bearbeitet hatte war die raue Stelle weg.
    Das Palisandergriffbrett bekam erstmal einen ordentlichen Schluck Griffbrettöl, schön mit einem Tuch eingerieben. Dabei verfärbte sich das Tuch leicht bräunlich. Man scheint dem Farbton des Griffbretts also mit etwas Beize nachgeholfen zu haben.
    Den Sattel habe ich bestimmt über einen Millimeter abgefeilt und die Kanten leicht gebrochen bzw. entgratet. Die Kerben selbst habe ich nicht verändert, da die Saitenhöhe am Sattel in Ordnung war. Den Saitenniederhalter habe ich etwas tiefer geschraubt um mehr Anpressdruck am Sattel zu erreichen.
    Die beiden Halseinstellschrauben machen mir keinen sehr Vertrauenserweckenden Eindruck; besonders der Sechskant des Stabes für die tiefen Saiten wird nicht ewig seine Form behalten. Trotzdem ließ sich der Hals gut einstellen.

    Während die sichtbare Lackierung des Johnson sehr gut ausgefallen ist, sieht man nach dem Abschrauben des Halses eine abenteuerlich anmutende Halstasche (deren Maße aber okay sind). Da weiß man, warum der Bass nur 159 Euro kostet. Hier fällt auch auf, dass die Halsbefestigungsschrauben nicht in der Mitte des Halses / der Halstasche angeordnet sind.



    Da die Saitenreiter der Brücke meiner Meinung nach viel zu tief waren, habe ich einen ca. 0,5 mm dicken Shim eingelegt um den Hals leicht schräg zu stellen. Furnier hatte ich nicht zur Verfügung - also habe ich mir einen Streifen Notizblockpappe so zurechtgeschnitten, dass er schön in die Halstasche passte. Dadurch konnte ich später die Saitenreiter ca. 2 mm höher schrauben - was gleichzeitig den Winkel zur Saitenaufhängung vergrößerte.

    Bei der Einstellung zwischen niedriger Saitenlage und Schnarren habe ich einen guten Kompromiss gefunden. Ganz habe ich das Schnarren nicht weg bekommen, aber es hält sich in Grenzen. Mit Markensaiten kann man vermutlich noch bessere Ergebnisse erzielen.



    Nachdem ich den Bass auseinander genommen hatte war klar, warum ich der Pickup nicht vernünftig in der Höhe justieren ließ. Der Gummistreifen der als Puffer zur Höhenverstellung dienen soll und unter den Pickup geklebt wurde ist ein schlechter Scherz. Entweder war er nie flexibel genug, oder er ist unter der Last des schweren MM-Pickups zusammengebrochen. Statt dieses Gummis setzte ich drei starke Federn ein. Jetzt lässt sich auch die Höhe gut justieren.




    Bastelzeit - Elektrik
    Schraubt man die Kontrollplatte des Elektrikfachs ab, fällt zunächst die saubere und aufgeräumte Werksverdrahtung auf. Bei genauerer Betrachtung fallen jedoch ein paar Kritikpunkte auf. Zum einen steckt über den verlöteten roten und weißen Kabeln des Humbuckers lediglich eine Tülle. Sie kann sich mit der Zeit los vibrieren. Hier wäre ein Stück Schrumpfschlauch oder einfaches Isolierband besser gewesen.
    Vor allem sieht man aber, warum das Volumenpoti nicht richtig funktioniert. Die Kabel sind verkehrt angeschlossen! In der Skizze habe ich Ist- und Sollzustand aufgemalt. In der angehängten PDF-Datei habe ich das ganze auch als "Lötplan" hinterlegt. Zudem sind dort zwei Alternativverdrahtungen aufgeführt. Wer will, kann sich natürlich auch einen Vierfach-Drehschalter einbauen, mit dem man die Spulen des Pickups einzeln, seriell und parallel betreiben kann.
    Schlussendlich habe ich mich übrigens dazu entschlossen den Humbucker einfach mit Höhen- und Bassblende zu betreiben; so wie es von Johnson vorgesehen war. Lediglich das Volumenpoti und den Kondensator habe ich korrekt angeschlossen.




    Schlussfazit
    Nach meinen Bastelarbeiten bin ich mit dem Johnson JB-M5-BK sehr zufrieden. Für 159 Euro habe ich einen Fünfsaiter mit einem schlanken Hals erhalten, der sich gut bespielen lässt. Ich kämpfe noch etwas mit den ungewohnten fünf Saiten. Wo bitte war doch gleich die A-Saite?
    Wer sich zutraut etwas nachzuarbeiten und zu basteln (oder sogar einen preiswerten Bass sucht an dem er/sie das üben und erlernen kann), der hat hier eine tolle Ausgangsbasis. Die Grundsubstanz meines Johnson stimmt (gemessen am Preis) und am Ende habe ich genau wonach ich suchte: Einen preiswerten gut bespielbaren Fünfsaiter.

    Anhänge
    Ich habe drei Soundsamples aufgenommen. Im ersten und zweiten Sample ist der Humbucker ohne Blenden zu hören, im dritten wurden die Bässe mit der Bassblende etwas herausgenommen (auch wenn man es hier kaum hört). Aufgenommen habe ich die Samples mit dem MicroCube Bass RX, Super Flat, EQ neutral, kein Compressor, keine Effekte.

    Die PDF-Datei zeigt die (falsche) Originalschaltung, wie sie richtig verdrahtet sein sollte, sowie zwei optionale Schaltungsmöglichkeiten. Es gibt natürlich noch viel mehr Möglichkeiten den MM-Pickup zu verdrahten.

    Gruß
    Andreas

  • Der Rockinger & Diego Kalender 2009Datum28.08.2008 14:38
    Thema von Cadfael im Forum Diverses

    Hier der von mir gemachte
    Rockinger & Diego Kalender 2009

    Die abgebildetebn Gitarren und Bässe gehören Mitgliedern von http://www.Musiker-Boards.de
    Hier geht es zum "Rockinger/Diego User-Thread": http://www.musiker-board.de/vb/userthrea...ser-thread.html

  • Der Rockinger & Diego Kalender 2008Datum28.08.2008 14:35
    Thema von Cadfael im Forum Diverses

    Hier der von mir gemachte
    Rockinger & Diego Kalender 2008

    Die abgebildetebn Gitarren und Bässe gehören Mitgliedern von http://www.Musiker-Boards.de
    Hier geht es zum "Rockinger/Diego User-Thread": http://www.musiker-board.de/vb/userthrea...ser-thread.html

  • Wie schlimm sind Shim?Datum24.08.2008 23:39
    Thema von Cadfael im Forum Grundwissen

    Unter Gitarristen gibt es die tollsten Horrorgeschichten über den Shim, die meisten Bassisten stehen dem Shim eher gelassen gegenüber. Dieser Beitrag soll beleuchten was Shims sind, was sie machen, wie man sie einsetzt und nicht zuletzt ob sie wirklich so schlimm sind.

    1. Was ist ein Shim?

    Das Wort kommt aus dem Englischen und bedeutet soviel wie "Abstandsstück", "Ausgleichsblech" oder "Distanzstück". Manche schreiben das Wort auch "Shimm", die korrekte englische Schreibweise lautet aber "Shim".
    Im Instrumentenbau werden Shims aus dünnen Streifen Furnierholz hergestellt. Ein Shim besteht in der Regel aus dem gleichen Material wie der Hals - also aus Ahornfurnier. Ein Shim muss aber nicht unbedingt aus dem gleichen Material wie der Hals bestehen. Man kann auch Furnier einer anderen Holzsorte verwenden. Es ist sogar möglich statt Holz Papp- oder Metallstreifen zu verwenden. Ich habe sogar von einem Fall gehört, bei dem bei einer Fender Telecaster Unterlegscheiben aus Metall zum Einsatz kamen.
    Die Dicke (Höhe) eines Shims beträgt meistens zwischen 0,2 und 0,7 mm.

    [[File:Shim01.gif|none|auto]]

    2. Warum gibt es Shim?

    Würden alle deutschen Musiker ähnlich hohe Ansprüche an ihre eigene Arbeit in Schule oder Beruf stellen wie sie es an die Fertigungsqualität ihrer Instrumente tun, wäre Deutschland über Jahrhunderte hinweg unschlagbar und unerreichbar für andere Nationen. Wir wären ein Volk von Strebern und pingeligen Perfektionisten.
    Doch selbst wenn dies so wäre könnten Shim nötig sein!

    Wer keine praktische Ausbildung in Handwerk oder Industrie gemacht hat muss wissen, dass sich in allen Bereichen der Montage Toleranzen ausgleichen, aber auch "negativ addieren" können. Das ist wie ein "Naturgesetz".
    Eine Fertigung ohne Toleranzen gibt es grundsätzlich nicht - besonders nicht bei der Fertigung von Teilen aus Holz werden immer Abweichungen vom Idealmaß entstehen. Daher kann es notwendig sein einen Shim einzusetzen um sich "negativ addierende" Fertigungstoleranzen bei der Montage auszugleichen.

    Es kann sein, dass der Hals nicht dick / hoch genug ist oder die Halstasche etwas zu tief ausgearbeitet wurde. Winzige Winkelabweichungen beim Fräsen der Auflagefläche am Halsfuß oder der Halstasche im Body können ebenfalls den Einsatz eines Shims notwendig machen.

    [[File:Shim02.gif|none|700px|150px]]

    3. Wie wirkt ein Shim?

    In Abbildung 3 sehen wir einen montierten Bass (oder eine montierte Gitarre) im Querschnitt. Wie man sieht (rote Linie) sitzt der Hals so in der Halstasche, dass das Ende des Griffbretts parallel zur Bodyoberkante liegt. Das hat zur Folge, dass der Saitenreiter extrem weit heruntergeschraubt werden muss, damit der Abstand zwischen Saite und Griffbrett nicht zu groß wird. Gleichzeitig muss der Pickup extrem weit hineingeschraubt werden.

    [[File:Shim03.gif|none|700px|250px]]

    In Abbildung 4 wurde ein Shim am Ende der Halstasche eingelegt (vergleiche Abb. 2). Hebt sich der Hals in der Tasche nur um wenige Zehntel Millimeter, kann der Unterschied an der Brücke einen Millimeter und mehr betragen (siehe rote Linie).
    Nun kann der Saitenreiter auf die optimale Höhe eingestellt werden. Dadurch vergrößert sich auch der Winkel zwischen Saitenauflage und Saitenbefestigung, was zu mehr Anpressdruck der Saite führt.
    Gleichzeitig kann der Pickup etwas weiter herausgeschraubt werden.


    4. Wie kann ein dünner Shim solch eine Wirkung haben?

    Um die Wirkung eines Shim zu verstehen müssen wir unser Schulwissen der Mittelstufe bemühen. Auch Hauptschüler dürften dieses Thema behandelt haben.
    Schauen wir uns eine Halstasche mit Shim an sehen wir, dass der Hals an Punkt (bzw. dreidimensional gesehen Gerade) A aufliegt. Gleichzeitig liegt er an Punkt (Gerade) C auf. Zusammen mit Punkt (Gerade) B ergibt sich ein rechtwinkliges Dreieck (ein Keil). Die Entfernung zwischen A und B nennen wir Länge l1. Die Höhe des Shims (B - C) nennen wir die Höhe h1.

    [[File:Shim04.gif|none|700px|200px]]

    Nehmen wir an, der Shim liegt 80 mm von der Außenkante des Bodys entfernt (l1 = 80 mm) und die Höhe des Shim beträgt 0,4 mm (h1 = 0,4 mm), dann ist das Steigungsverhältnis 200:1. Auf einer Länge von 200 mm steigt der Höhenunterschied also bereits auf einen Millimeter an.

    In Skizze 6 und 7 habe ich die Länge vom Auflagepunkt des Halses bis zum Auflagepunkt der Saite auf dem Saitenreiter als l2 bezeichnet. Die Länge vom Beginn der Halstasche (erster Auflagepunkt) bis zum Saitenreiter ist l3.

    [[File:Shim05.gif|none|700px|133px]]

    Beträgt die Länge l3 360 mm und haben wir eine Steigung von 200:1 ergibt ein 0,4 mm Shim also einen Höhenzugewinn von 1,8 mm am Saitenreiter. L3 ist 4,5-mal so lang wie l1. Daher ist h3 auch 4,5-mal so hoch wie die Höhe des Shim.
    Grob gerechnet wird der Höhengewinn bei Bässen ungefähr bei Faktor 4 bis 5 liegen. Man kann es sich leicht selbst mit Dreisatz ausrechnen.

    [[File:Shim06.gif|none|700px|150px]]

    5. Der Shim in der Praxis

    Wie bereits am Anfang erwähnt, besteht der Shim im Instrumentenbau meist aus Ahornfurnier. Da für die Halstasche einer Gitarre oder eines Basses ein kleines Stück ausreicht, dürfte man so ein Ahornfurnier kostenlos aus der Abfalltonne eines Schreiners / Tischlers bekommen. Wer keinen Schreiner oder Tischler in der Nähe hat, kann aber zur Not auch zu einem Streifen Metall oder sogar Pappe greifen. Besser / fachgerechter wäre jedoch Holzfurnier.

    Den ca. 0,2 bis 0,7 mm dicken Shim kann man sich so zurechtschneiden und anrunden, dass er perfekt am hinteren Ende der Halstasche anliegt. Man kann ihn mit etwas Alleskleber in die Tasche fixieren, muss es aber nicht. Von Holzleim würde ich eher abraten, da der Klebstoff lediglich als Verrutschschutz dient. Entfernt man den Hals später wieder, kann man einen perfekt sitzenden Shim aber auch mit Holzleim festkleben.

    Nachdem der Shim positioniert ist setzt man den Hals in die Tasche des Bodys und verschraubt alles. Der Anpressdruck der Halsschrauben sorgt dafür, dass Hals und Shim bombenfest sitzen. Den winzigen Spalt der durch die Halskippung entsteht sieht man nicht / kaum.
    Hat man die Dicke des Shims vorher richtig berechnet (oder stimmte die Daumenrechnung mit Faktor 4 bis 5) sollte der Steg nun optimal in der Höhe einstellbar sein.

    Am besten sollte man die Dicke des Shim vorher ausrechnen, da das Schraubgewinde im Hals bei jedem Lösen und Festziehen leidet. Bei zu häufiger Demontage besteht die Gefahr, dass das Gewinde im Hals irgendwann "ausnudelt".


    6. Wie schlimm sind Shim?

    Gerade unter Gitarristen werden Horrorgeschichten über den Shim und seine Auswirkungen erzählt. Entdeckt jemand einen Shim in der Halstasche seiner Gitarre, wird der Shim für alles Mögliche und Unmögliche verantwortlich gemacht. Dem Shim wird besonders nachgesagt ein "Sustain-Killer" zu sein.
    Anhand meiner Erfahrungen stimme ich mit der Firma Rockinger und anderen Gitarrenbauern überein, dass dies Aberglauben ist. Ein Shim hat keinen negativen Einfluss auf das Schwingungsverhalten einer Gitarre oder eines Basses.
    Die Firma Fender kam in den 1970er Jahren sogar auf die Idee von außen verstellbare Shims in ihre Gitarren einzubauen. Nichts anderes ist die berühmte 3-Punkt-Halsjustierung. Wäre der Shim ein "Sustain-Killer", würde dies auf Fender Gitarren und Bässe ganzer Jahrgänge zutreffen. Der legendäre Fender Jazz Bass von 1975 hatte aber gerade diesen Mechanismus.

    Um eine bessere Höhe der Saitenreiter zu erhalten habe ich an meinem Johnson Billigbass sogar einen 0,5 mm Pappstreifen als Shim in die Halstasche gelegt. Das Sustain des Basses hat sich dadurch eindeutig nicht negativ verändert. Hals und Body schwingen weiterhin sehr gut zusammen.
    Ich gebe zu, dass das Schwingungsverhalten eines Instruments auch für mich mehr Mysterium als leicht erklärbar ist. Ich kann die Faktoren die zu einem gut schwingenden Instrument führen nicht eindeutig benennen. Soviel weiß ich aber: Schwingt ein Instrument ohne Shim gut, wird es das auch mit Shim tun. Das ist zumindest meine Erfahrung und Meinung.

    Gruß
    Andreas

  • Thema von Cadfael im Forum Diverses

    Hallöli,

    ich arbeite in einem mittelständischen Betrieb, der unter anderem Rasterelektronenmikroskope vertreibt.
    www.eos-do.de

    Heute hatte ich einen Satz Fender Super Bass 7250 (Nickelplated Steel Roundwound) zur Ultraschallreinigung mit. Schön, wenn man ein Ultraschallbad in der Firma hat! Da kam ich auf die Idee, mal eine Saite ins REM (Rasterelektronenmikroskop) zu legen um mir den Verschleiß der Saite anzusehen.

    Da ich selbst keine Übung im Umgang mit REM habe, hat mir ein netter Kollege geholfen. Sehr viel Zeit hatten wir natürlich nicht - irgendwann muss ja auch gearbeitet werden. Mit mehr Zeit hätten die Bild natürlich besser werden können. Das ist nicht das Optimum unserer REM!
    Zudem habe ich die Aufnahmen noch einiges verkleinert um sie kompatibel für das Internet zu machen. Die Vergrößerungszahl stimmt also nicht genau; ihr könnt aber den Nonius zur Orientierung nehmen.
    Bevor diese Aufnahmen entstanden waren diese 065 dicke Saiten im Ultraschallbad mit Haushaltsreiniger / Fettlöser.

    Auf dem ersten Bild erkennt man eine abgeriebene Saitenstelle. An dieser Stelle dürfte ein Bundstäbchen gewesen sein. Diese Abflachungen entstehen, wenn die Saite auf das Bundstäbchen schlägt oder auf ihm gerieben wird.
    Dieses Bild wurde mit der BSE-Methode (Rückstreuelektronen) aufgenommen. Dadurch entsteht ein "Materialkontrastbild", das ermöglicht Rückschlüsse auf die chemische Natur des Objektmaterials bzw. die Verteilung verschiedener Materialien in der Probe zu ziehen. Zu den "schwarzen Punkten" später etwas mehr.



    Zoomt man an dieser Stelle um das dreifache, sieht man an der mittleren Abflachung (rechts) einen Grat. Da dieses Bild mit der SE-Methode (Sekundärelektronen) aufgenommen wurde, werden aus den schwarzen Pünktchen "Pickel".



    Im dritten Bild sieht man den Grat in 1000facher Vergrößerung (wie gesagt; habe das Bild verkleinert – und es hängt auch vom Monitor ab). Wenn ich mich nicht irre, entsprechen die 50µm ungefähr einem menschlichen Haar (wobei es da auch starke Unterschiede gibt).
    Man kann sich bestimmt vorstellen, was passiert wenn man stundenlang mit seinen Fingern über diese Stelle gleitet. Das ist der Grund, warum man sich erstmal Hornhaut aneignen muss.
    Eine EDX-Analyse (Energiedispersive Röntgenspektroskopie) ergab, das dieser "Klumpen" hauptsächlich aus Nickel besteht. Das gilt natürlich auch für die Wendel.



    Im dritten Bild sieht man oben rechts in der Ecke auch noch ein "Steinchen". Das ist einer der schwarzen Flecken im BSE-Bild. Hier ergab die EDX-Analyse, dass es eine Mischung aus Salzen und anderen Elementen die typisch für "menschliche Verschmutzung" sind. Ob der Fund von Schwefel damit zusammenhängt dass ich Kettenraucher bin, weiß ich nicht. Es sind auf jeden Fall Rückstände meiner Finger.

    Im vierten (BSE) Bild sieht man eine zweite Abriebstelle. Hier sieht man, wie das Nickel auf dem Bundstäbchen zerrieben wurde. Zudem sind die schwarzen Flecken wieder schön zu erkennen.
    Da diese Bilder nach dem Ultraschallbad gemacht wurden kann man also feststellen: Das Ultraschallbad reinigt zwar oberflächlich, schafft es aber nicht die Saite "neu" zu machen. Es bleiben trotzdem Körperpartikel an der Saite hängen.



    Die letzten beiden Bilder zeigen das Ballend. Das erste Bild dient der Orientierung wo wir uns überhaupt befinden. Die Fasern gehören zum stink normalen schwarzen Faden, der um die Saitenenden gewickelt ist.



    Auf dem letzten Bild kann man sehr gut den nicht mehr ganz frischen Stahlkern erkennen, der um das Ballend gewickelt ist.



    Ja ... das waren mal ein paar Bilder von einer Basssaite im Rasterelektronenmikroskop. Besonders wissenschaftlich war das nicht - aber ich bin ja auch kein Wissenschaftler. In erster Linie sollten es nur ein paar nette und interessante Bilder sein. Ich hoffe, sie haben euch gefallen.

    Gruß
    Andreas

  • Wissenswertes (?) zu Bassmechaniken Datum12.08.2008 15:02
    Thema von Cadfael im Forum Grundwissen

    Hallöli,

    ich habe mal einiges zum Thema Bassmechaniken zusammengetragen. Es gäbe zwar noch mehr zu schreiben (über D-Tuner oder Headless Mechaniken), das überlasse ich aber anderen. Auch so dürfte für einige neues / wissenswertes dabei sein.

    1. Funktionsprinzip
    Das Herz der meisten E-Bass-Mechanik ist das Schneckengetriebe. Es setzt sich zusammen aus der Schnecke und dem Schneckenrad. Schneckengetriebe sind ideal für den Einsatz in Stimmmechaniken, weil sie gleichzeitig eine "Übersetzung" und die Selbsthemmung in sich vereinigt.
    Die Übersetzung (meist zwischen 10:1 und 20:1) bewirkt, dass sich die Saiten feinfühlig einstellen lassen. Das Drehen den Stimmflügel des Stimmwirbels (an dem sich auch die Schnecke befindet) bewirkt nur eine relativ kleine Bewegung des Schneckenrades, das mit dem Saitenaufnahmebolzen verbunden ist.
    Die Selbsthemmung des Schneckengetriebes sorgt dafür, dass sich der Saitenaufnahmebolzen trotz des hohen Zuges der Saite nicht zurückdrehen kann.
    Der Schneckentrieb ist eine Sonderform der Zahnradverbindungen. Wie bei jede Zahnradverbindung gibt es auch hier ein mehr oder weniger großes "Spiel". Das heißt: Es gibt immer einen kleinen Bereich in dem man den Stimmwirbel bewegen kann, ohne dass sich das Schneckenrad bewegt.



    2. Bauarten
    Es gibt bei E-Bass-Mechaniken verschiedene Bauarten.
    Hier sind die vier am häufigsten vorkommenden Varianten abgebildet:



    • Bei offenen Mechaniken sind Schnecke und Schneckenrad sichtbar.
    Obwohl 1951 auf allen Fender Gitarren geschlossene Mechaniken eingesetzt wurden, entschied sich Leo Fender bei seinem neu entwickelten Precision Bass offene Mechaniken zum Einsatz zu bringen. Solche Mechaniken wurden auch vorher schon bei Akustikgitarren und Banjos verbaut. Diese simple Bauform ist bis zum heutigen Tag die bei Bässen die bekannteste und am weitest verbreitete Mechanikart. Hochwertige offene Mechaniken können problemlos 25 Jahre und mehr präzise ihren Dienst verrichten.
    • Bei halboffenen Mechaniken ist die Schnecke verdeckt.
    • Bei geschlossenen Mechaniken sind Schnecke und Schneckenrad durch eine Kappe verdeckt, jedoch nicht hermetisch abgeriegelt. Die Kappe ist lediglich ein grober Schutz vor Staub und Schmutz.
    • Bei gekapselten Mechaniken läuft der Schneckentrieb in einer abgedichteten Kammer, die meist mit Öl gefüllt ist. Das Öl dient dazu die Reibung zwischen Schnecke und Schneckenrad zu verringern und so Verschleiß zu minimieren. Zudem ist es ein sehr guter Schutz gegen Schmutz.

    Es gibt auch noch Unterarten dieser Mechaniken, sowie Mechaniken für Headless Bässe. Darauf gehe ich in diesem Artikel aber nicht näher ein.

    Will man sich Ersatzmechaniken anschaffen, sollte man unbedingt auf die Maße für die Kopfplattenbohrung achten. Auch Hersteller wie Fender verwenden je nach Bass unterschiedliche Maße. Die meist gebräuchlichen Maße für die Bohrungen bei Bassmechaniken sind 12, 14 und 17 mm.


    3 Materialien
    Die Metallteile der meisten Gitarren- und Bassmechaniken bestehen aus Stahl, Messing oder Bronze. Die Oberflächenveredelung der Einzelteile hat mehrere Gründe. Zum einen sieht es homogener und schöner aus, wenn alle Teile die gleiche Farbe haben. Man sieht den Einzelteilen nicht an aus welchem Material sie gefertigt sind. Zum anderen schützt die Schicht auch die Stahlteile vor Rost. Zudem sind die Chrom- und Nickelschichten extrem hart und verlangsamen so den Verschleiß.



    Der Unterschied zwischen vernickelten und verchromten Teilen ist meistens
    nicht so deutlich wie auf diesen Beispielbildern. Generell haben vernickelte
    Teile aber eher einen leicht ins rötlich oder gelblich gehenden Schimmer,
    während verchromte Teile eher weiß schimmern.
    Allerdings ist es mittlerweile möglich Verchromungen in fast allen Farben des Regenbogens herzustellen.

    Am Schneckengetriebe treten enorme Kräfte auf. Hochwertige Stimmwirbel sind komplizierter aufgebaut als man annehmen mag. Der Wellenschaft mit Schnecke, Wellenlagern und Aufnahme für den Stimmflügel besteht aus einem Teil. Damit der Wellenschaft bei starken Stößen und Schlägen nicht bricht sondern sich höchstens verbiegt, muss er relativ weich sein.
    Schnecke und Lager müssen jedoch sehr hart und verschleißfest sein. Daher werden sie bei teuren Modellen randschichtgehärtet. Das Schneckenrad muss weicher als die Schnecke sein. Meistens ist es ebenfalls aus Stahl, es kann aber auch aus Messing oder Bronze hergestellt sein.



    4. Der Aufbau
    Offene, halboffene und geschlossene Mechaniken sind größtenteils gleich aufgebaut. Die Grundplatte dient meistens gleichzeitig als Lagerung für den Stimmwirbel. Der Saitenaufnahmebolzen wird durch die große Bohrung in der Grundplatte gesteckt. Der Schaft ist seitlich abgeflacht, so dass er mit dem aufgesteckten Schneckenrad eine formschlüssige Verbindung eingeht.
    Damit der Saitenaufnahmebolzen fest mit den anderen Teilen verbunden ist, wird auf das Schneckenrad eine Karosseriescheibe gelegt und alles mit einer Schraube verbunden. In die Bohrungen für die Mechaniken in der Kopflatte des Halses werden Steckhülse eingepresst. Sie sorgen dafür, dass der Saitenaufnahmebolzen nicht gegen Holz reibt. Die vier Befestigungsschrauben fixieren die Grundplatte am Hals.
    Für Wartung und Pflege können die meisten Teile demontiert werden.



    Gekapselte Mechaniken hingegen bestehen aus einem Mechanikkörper, der nicht einfach zerlegt werden kann - und auch nicht zerlegt werden sollte. Im Mechanikkörper befinden sich Schnecke und Schneckenrad, die meist in Öl gelagert sind um Reibung zu verringern. Der Mechanikkörper wird durch die Mechanikenbohrung in der Kopfplatte gesteckt und dann mit der Gewindehülse, über die vorher eine Unterlegscheibe gesteckt wurde, verschraubt. Durch diese Verbindung wird die Mechanik bereits kraftschlüssig am Hals gehalten. Die Mechanik wird zwar noch zusätzlich durch eine Fixierschraube am Drehen gehindert, die Hauptlast trägt aber die Gewindehülse. Beim festziehen der Gewindehülse sollte man mit viel Gefühl vorgehen, da sonst die Hülse oder eines der Gewinde reißen kann.
    Oft besteht die Möglichkeit den Drehflügel auszutauschen. Dabei sollte man aber vorsichtig vorgehen.



    5 Wartung und Pflege
    Die meisten Gitarristen und Bassisten wollen, dass ihr Instrument hervorragende Schwingungseigenschaften hat. Was jedoch darüber oft genug vergessen wird: Je besser etwas schwingt, desto leichter können sich Schraubverbindungen lösen!
    Daher sollte jeder Musiker an seinem Instrument regelmäßig prüfen, ob alle Schrauben noch fest sitzen. Das gilt besonders für Gurtpins, die Schrauben am Buchsenblech, die Höheneinstellschrauben für die Tonabnehmer, aber auch die Schrauben zur Befestigung der Mechaniken.
    Zur Prüfung steckt man den Schraubendreher auf und dreht mit geringer Kraft. Lässt sich die Schraube mit dieser geringen Kraft nicht drehen ist alles in Ordnung.

    Gekapselte Mechaniken sind wartungsfrei. Das einzige was man machen kann ist, ein Tröpfchen Öl (Waffenöl, Nähmaschinenöl, WD40 ...) zwischen Saitenaufnahmebolzen und Gewindehülse zu tröpfeln / sprühen.
    Wer seine gekapselten Mechaniken komplett neu montiert, kann vor der Verschraubung mit der Gewindehülse den Schaft des Saitenaufnahmebolzens dünn mit Teflonfett bestreichen. Durch das Teflonfett wird die Reibung - und damit der Verschleiß - zwischen Bolzen und Gewindehülse optimal minimiert.
    Bei bereits fest montierten Mechaniken sollte man Öl nehmen, da es durch seine Kriecheigenschaft in die Zwischenräume eindringt. Auch ohne diese Pflege dürften die Mechaniken aber viele Jahre oder Jahrzehnte halten!

    Offene Mechaniken guter Qualität halten ebenfalls ohne jegliche Pflege Jahre oder Jahrzehnte. Auch hier kann man den Bolzen bei der Montage leicht einfetten oder ein Töpfchen Öl zwischen Bolzen und Steckhülse geben um den Verschleiß zu verringern.
    Theoretisch sollte man Schnecke oder Schneckenrad einfetten oder leicht einölen. Das kann aber auch Nachteile haben. Zum einen besteht dadurch die Gefahr sich Hände oder Kleidung zu beschmieren. Zum anderen fangen Öl oder Fett auch Staub und Schmutz auf, der dann wie Schmirgelpapier wirken kann und den Verschleiß eher noch erhöht. Im Grunde reicht es, die offenen Mechaniken von Zeit zu Zeit mit einem Staubpinsel abzustauben.
    Haben geschlossene Mechaniken extra eine kleine Schmieröffnung, kann man dort alle paar Jahre etwas Schmiermittel eingeben.


    6. Reparaturen
    Es kommt äußerst selten vor, kann aber passieren, dass der Stimmfügel schlecht mit dem Wellenschaft verlötet oder vernietet ist. Löst sich der Flügel vom Wellenschaft, ist guter Rat teuer. Verlöten sollte man die Teile nicht. Für eine sichere und gute Lötstelle müssen die zu verlötenden Teile eine hohe Temperatur haben. Man wird es kaum schaffen diese Temperatur mit herkömmlichen Lötkolben überhaupt zu erreichen. Zudem würde sich dann wahrscheinlich die Chromschicht verfärben.
    Der beste Weg ist, Flügel und Welle miteinander zu verkleben. Sekunden- oder Zweikomponentenkleber kann man allerdings vergessen. Im Maschinenbau verwendet man für hochfeste Verbindungen zwischen Metallteilen gerne Loctite 648. So ein kleines Fläschchen kostet im Elektronikladen ca. 7 Euro. Am besten baut man die betroffene Mechanik zuerst aus. Wichtig ist, dass die Klebestellen absolut fettfrei sind. Da nicht jeder Aceton zuhause hat, kann man sich einfach mit Nagellackentferner behelfen. Mit dem Nagellackentferner werden zuerst die Klebestellen gesäubert und von feinen Fettrückständen befreit. Dann streicht man die Klebestellen mit 648 ein und verbindet die Teile. Überschüssiges 648 entfernt man mit einem Lappen. Danach sollte man die Mechanik 24 oder besser 48 Stunden ruhen lassen, denn 648 braucht lange bis es ausgehärtet ist.
    Loctite 648 sollte auf keinen Fall an Stellen angewandt werden, die man irgendwann wieder lösen will oder muss! Die Verbindung kann so stark sein, dass die sich nie mehr lösen lässt.



    Es kann vorkommen, dass sich die Schraube die das Schneckenrad mit dem Saitenaufnahmebolzen verbindet immer wieder von alleine löst. In so einem Fall wäre Loctite 648 falsch, da die Verbindung vielleicht irgendwann einmal wieder gelöst werden muss. Von Loctite gibt es auch Klebstoffe, die extra zur Schraubensicherung gedacht sind. Es gibt aber eine preiswertere Alternative.
    Auch in diesem Fall sollten die beiden Gewinde zuerst mit Nagellackentferner entfettet werden. Nachdem der Nagellackentferner verdunstet ist steckt man alle Teile zusammen, bestreicht das Gewinde der Schraube mit etwas Nagellack und schraubt die Schraube in den Bolzen. Der Nagellack dürfte verhindern, dass sich die Schraube ungewollt löst.

    Bei Mechaniken mit Steckhülse kann es vorkommen, dass die Steckhülse irgendwann nicht mehr im Holz der Kopfplatte hält. Ähnlich wie ein Dübel hat die Hülse eine Riffelung und ist im Außendurchmesser etwas größer als die Mechanikenbohrung. Bei der Montage wird die Hülse ins Holz gedrückt. Dass sich die Hülse aus dem Holz löst kann mehrere Ursachen haben. Die Bohrung kann zu groß gewesen sein, das Holz kann nachgetrocknet sein oder der Zug der Saiten kann die Bohrung unrund gemacht haben. Solange die Steckhülse nur wenig heraus schaut kann man alles so lassen wie es ist - oder man drückt die Hülse mit dem Finger wieder herein. Hilft das nichts, kann man die Hülse auch mit Pattex oder ähnlichen Klebern wieder einkleben. Solange die Hülse nicht klimpert wenn man spielt oder sich mit dreht wenn man stimmt darf sie ruhig locker in der Bohrung sitzen. Ihren Zweck - nämlich dass der Saitenaufnahmebolzen nicht direkt am Holz scheuert - erfüllt sie trotzdem.


    7. Richtig stimmen
    Im ersten Kapitel wurde beschrieben, dass jeder Schneckentrieb ein mehr oder weniger großes "Spiel" hat. Es gibt also immer einen Bereich, in dem sich trotz drehen am Flügel nichts tut. In diesem Kapitel ist ebenfalls von Selbsthemmung die Rede. Was hat das mit dem Stimmen zu tun?

    Man sollte eine Saite immer "hoch stimmen". Der Ton sollte also zuerst etwas zu tief sein und dann unter Beobachtung des Stimmgeräts hoch gestimmt werden. Hat man zu hoch gestimmt, sollte man den Flügel über das Spiel hinaus zurück drehen und erneut hoch stimmen.
    Im Bereich des Spiels wirkt die Selbsthemmung nicht! Stimmt man von oben nach unten herunter kann es passieren, dass sich nach dem Stimmen der Saitenbefestigungsbolzen im Bereich des "Spiels" noch etwas bewegt, bis die Selbsthemmung greift. Damit wäre die Saite dann verstimmt.
    Stimmt man die Saite von unten nach oben hoch greift die Selbsthemmung direkt, da das Spiel "auf der anderen Seite liegt". Die Saite kann den Bolzen also wegen der Selbsthemmung nicht mehr bewegen.

    Anbei gibt es diesen Beitrag noch als (grafisch schönere und druckbare) PDF-Datei.

    Gruß
    Andreas

  • Thema von Cadfael im Forum Grundwissen

    Im Laufe eines langen Musikerlebens hört oder sieht man immer wieder, wie Musiker ungewollt ihre Verstärker zerstören. In Internetforen häufen sich solche Berichte. Manchmal scheint es Schicksal zu sein, manchmal ist es vorhersehbar und wie im Puppentheater möchte man laut rufen: "Nein! Tu es nicht!"
    Ich habe hier einige der beliebtesten Methoden seinen Verstärker zu zerstören aufgelistet; nicht als Nachmachtipps! Manches müsste man vielleicht mehr differenzieren, dies soll aber ein grober Leitfaden sein.

    Falsche Spannungsquelle
    - Die meisten mitteleuropäischen Staaten verwenden für ihre normalen Stromnetze eine Spannung von 220 bis 240 Volt. In Deutschland sind es theoretisch 230 Volt; der wahre Wert kann aber leicht schwanken.
    - Spielt man im Ausland, sollte man sich vorher über die dortige Spannung informieren und ggf. vorher nach Möglichkeiten suchen seinen Verstärker dort zu betreiben. Man kann zwischen seinen Verstärker und das abweichende Stromnetz einem Spannungswandler setzen. Es ist aber unbedingt auf die Qualität des Spannungswandlers und dessen ausreichende (Über-) Dimensionierung zu achten! Zudem kann eine Beeinflussung des Klangs nicht ausgeschlossen werden.
    - Es gibt auch 380 Volt Drehstrom (auch Stark- oder Kraftstrom genannt). Dieser Drehstrom wird eingesetzt, wo große Energiemengen nötig sind. Um Verwechslungen auszuschließen hat Drehstrom ganz andere Stecker/Kupplungen. Trotzdem sei vor Drehstrom gewarnt. Er ist nicht nur für Verstärker tödlich!
    - Gerade in alten oder maroden Gebäuden sollte auf die korrekte Erdung des Leitungssystems geachtet werden. Dies gilt auch für Auftritte bei denen einem die Stromversorgung sehr unprofessionell oder improvisiert erscheint.

    Falsche Spannungseinstellung
    - Es gibt Verstärker bei denen man, meist auf der Rückseite und per rotem Schiebeschalter, die Spannung einstellen kann. Dieser Schalter sollte in den deutschsprachigen Ländern auf 220, 230 oder 240 Volt stehen (Angabe kann je nach Hersteller und Baujahr schwanken). Von diesem Schalter sollte man möglichst die Finger lassen!
    Sieht man also auf der Rückseite einen Schalter auf dem Zahlen im Bereich von 110 und 240 sind: Finger weg! Man muss nicht jeden Schalter betätigen! Einzig vor der ersten Inbetriebnahme kann man den Schalter kontrollieren und ggf. den Verkäufer fragen, falls einem etwas spanisch vorkommt (der Schalter z.B. auf 110 zu stehen scheint).
    - Selbst wenn man in einem Land mit anderer Netzspannung spielt kann es unter Umständen nicht ausreichen lediglich den Schalter umzustellen, da evtl. zusätzlich die Sicherungen getauscht/angeglichen werden müssen.

    Sicherung überbrücken
    - Fliegt einmal die Sicherung des Verstärkers heraus, sollte man die defekte Sicherung auf keinen Fall mit irgendwelchen Metallstücken oder -folien überbrücken. In Sicherungshalter gehören ausschließlich Sicherungen!
    - Auf jeder Sicherung stehen die maximale Spannung (Volt), der Strom (Ampere) und wie die Sicherung reagiert (flink, träge). Es sollte immer eine Sicherung mit den gleichen Werten eingesetzt werden! Ist der Wert zu niedrig, kann die Sicherung zu schnell ansprechen, ist der Wert zu hoch, können teure Bauteile zerstört werden.
    - Fliegt eine Sicherung heraus hat das immer eine Ursache. Das können ganz profane Gründe wie eine Spannungsspitze im Netz sein. Fliegt die Sicherung eines Verstärkers jedoch öfters / direkt wieder heraus, sollte man es nicht weiter versuchen. Hier ist der Fachmann gefragt! Weitere Versuche können Folgeschäden verursachen.

    Jugend forscht an der Elektrik
    In einem Fernsehbeitrag aus den 1960er Jahren über Jugendbands aus Liverpool wurde berichtet, dass Instrumentenverstärker sehr anfällig sind und oft repariert werden müssen. Zum Glück hat sich das gebessert. War es aber in den 60er Jahren noch möglich die relativ einfachen Schaltungen zu durchschauen, sind heutige Verstärker für den Laien kaum reparabel.
    Man kann zwar nach dem Ziehen des Netzsteckers das Verstärkerchassis aufschrauben und nach den Sicherungen oder offenkundigen Defekten suchen, im Zweifelsfall ist so etwas aber einer Fachkraft zu überlassen. Selbst bei gezogenem Netzstecker können sich in ELKOs leistungsstarker Verstärker weiterhin gefährliche bis tödliche Ladungen befinden. Wer nicht einmal weiß was ein ELKO ist, sollte also auf Experimente am offenen Verstärker verzichten.
    Durch falsch ausgeführte Bastelarbeiten kann man sich und seinem Verstärker schweren Schaden zufügen. Das gilt auch für eine vermeintlich geglückte, in Wirklichkeit aber falsch ausgeführte Reparatur. Hier besteht Lebensgefahr!

    Falscher Anschluss von Lautsprechern
    - Lautsprecher gehören ausschließlich an den Lautsprecheranschluss! Bei den meisten Verstärkern werden die Ausgänge mit "Speaker Out" gekennzeichnet.
    - Betreibt man Verstärker mit Röhrenendstufe ganz ohne Last (Lautsprecher), kann das sehr schnell zu ernsthaften Schäden führen. Daher sollte man bei jeder Neuverkabelung (z.B. nach einem Transport) sehr aufmerksam prüfen, ob man nicht aus Versehen die falsche Buchse (Line Out, Footswitch) genommen hat.
    - Lautsprecher sollten immer mit Lautsprecherkabel an den Verstärker angeschlossen werden. Instrumentenkabel haben wesentlich dünnere Leitungen, die bei starker Verstärkerleistung heiß werden und sogar versagen können. Das kann unter Umständen zu schweren Schäden am Verstärker führen.

    Falsche Impedanz
    - Bei Transistorverstärkern darf die so genannte "Mindestimpedanz" nicht unterschritten werden. Bei Röhrenverstärkern gibt es eine so genannte "Sollimpedanz", die möglichst eingehalten werden sollte.
    Nähere Einzelheiten, sowie die Formeln zur Berechnung der Gesamtimpedanz finden sich in meinem Nachschlagewerk "Grundwissen zu Verstärkern und Boxenverkabelung" http://161589.homepagemodules.de/t26f12-...erkabelung.html .
    - Zu 99% aller Verstärker gibt es Bedienungsanleitungen. Diese Anleitungen sind nicht für Feiglinge geschrieben, sondern für alle Anwender! Also sollte man sich die Bedienungsanleitung unbedingt durchlesen. Manche Hersteller verwenden in ihren Anschlüssen auch Spezialschaltungen

    Zu starker Verstärker
    - Die Lautsprecher sollten so dimensioniert sein, dass sie das Signal des Verstärkers verkraften. Ist die Box zu schwach, kann das Verstärkersignal die Lautsprecher schädigen ("kratzende Lautsprecher") oder zerstören.
    - Bei teuren Boxen / Lautsprecher ist die maximale Belastbarkeit (normalerweise in Watt RMS angegeben) oft relativ niedrig angesetzt, damit die Boxen auch starke Signalspitzen sicher verkraften können. Bei preiswerteren Boxen sollte man sich nicht darauf verlassen. Daher sollte die Leistung der Box zumindest bei Bassverstärkern ca. 50% über der Leistung des Verstärkers liegen.
    - Die Leistungsangabe bei Verstärkern bezieht sich auf das unverzerrte Endstufensignal. Bei Röhrenverstärkern kann die Leistung einer übersteuerten Endstufe weit über den Nennwert des Verstärkers hinausgehen.
    - Gerade bei Bassverstärkern können große Leistungsspitzen auftreten. Diese Leistungsspitzen müssen die Lautsprecher verkraften können.

    Zu schwacher Verstärker
    - Das ist bei Verstärkern junger Musiker wahrscheinlich die häufigste Todesursache. Um in einer Band mithalten zu können wird der Verstärker so laut aufgedreht, dass die Transistorendstufe verzerrt; ein Effekt, den man auch von preiswerten Autoradios kennt. Eine verzerrende Transistorendstufe kann allerdings jede noch so starke Box zerstören. So kann man es schaffen auch mit einem 60 Watt Verstärker eine 400 Watt Box zu zerstören. Lautsprecher, besonders Hochtöner, vertragen dieses Clipping-Signal nicht!
    - Endstufenverzerrung ist einzig bei einer Röhrenendstufe gefahrlos möglich. Dann müssen die Lautsprecher aber entsprechend dimensioniert sein.

    Falsche Handhabung der Regler eines Verstärkers
    - Gerade viele junge Musiker glauben, ihr Verstärker gäbe seine maximal erlaubte Lautstärke bei voll aufgedrehtem Master-Volumenregler ab. Das ist falsch! Das Signal das vorne an der Endstufe (also hinter der Vorstufe) anliegt kann so hoch sein, dass der Verstärker bereits bei halb oder dreiviertel aufgedrehtem Master-Regler seine maximale Leistung erreicht.
    Man sollte also auf Verzerrungen durch Überforderung der Endstufe hören und auch die Bewegung der Lautsprechermembranen ab und zu prüfen. Irgendwann sollte man einfach sagen: "Mein Verstärker kann nicht lauter", statt den Verstärker so laut aufzudrehen, dass er stirbt.
    - Auch extreme Einstellungen in der Klangreglung (z.B. Bässe oder Presence voll auf) können Lautsprecher beschädigen oder zerstören.

    Falsches Instrument
    - Die meisten Lautsprecher von Gitarrenverstärkern im unteren bis mittleren Preissegment sind nicht für Basssignale ausgelegt. Leise und vorsichtig kann man einige Zeit auch mit einem Bass über einen Gitarrenverstärker spielen. Es besteht aber die Gefahr, dass der Lautsprecher Schaden nimmt. Je dynamischer man spielt, desto größer die Gefahr.
    - Theoretisch kann man mit einer Gitarre über einen Bassverstärker spielen. Mit einer verzerrten Gitarre besteht aber die Gefahr den Hochtöner eines Bassverstärkers zu zerstören. Falls möglich, sollte man den Hochtöner vorher abschalten.

    Falsches Input-/Output-Signal
    - In den Input eines Instrumentenverstärkers gehören Instrumente oder für Instrumente gedachte Effektgeräte! Aktive Instrumente gehören (zuerst) in den aktiven Eingang. Nur wenn das Eingangssignal zu niedrig ist, kann man es vorsichtig beim passiven Eingang probieren.
    - Man kann versuchen das Line-Out-Signal eines anderen Verstärkers an den Input zu hängen. Vorher sollte man aber möglichst die Bedienungsanleitungen beider Verstärker lesen und vorsichtig vorgehen (Gain langsam angleichen). Hier besteht immer die Gefahr die Vorstufe des zweiten Verstärkers zu beschädigen.
    - Vor dem Ein-/Umstöpseln von Instrumenten oder Effekten sollte man besonders bei leistungsstarken und/oder laut aufgedrehten Verstärkern die Lautstärke am Verstärker herunter drehen oder den Verstärker stumm schalten (Mute / Standby).
    - Vom "Speaker Out" eines Verstärkers in den Input eines zweiten Verstärkers zu gehen bedeutet meistens DEN TOD mindestens eines der beiden Verstärker. Der "Speaker Out" dient nicht dazu das Signal an andere Verstärker weiterzugeben! Der "Speaker Out" dient auch nicht dazu, bedenkenlos Kopfhörer anzuschließen.

    Einwirkung von Wetter und Elementen
    - Wasser ist der größte Feind des Verstärkers. Das gilt nicht nur für das Spielen an, in oder auf Swimmingpools, sondern genauso für Regen. Kommt Spritzwasser im Verstärker an die falsche Stelle, kann das schwere Schäden verursachen.
    - Ein in einem feuchten Proberaum abgestellter Verstärker sollte nach dem Spielen nicht mit Plastik oder Leder abgedeckt werden. Ansonsten kann sich Kondenswasser unter der Abdeckung sammeln. Will man seinen Verstärker abdecken, sollte man luftdurchlässige Tücher / Laken wählen.
    - Getränke haben nichts auf Verstärkern zu suchen - erst recht nicht auf den Verstärkern anderer Musiker. So etwas sollte sofort eine Runde Getränke kosten! Hat der Verstärker ein umgekipptes Glas überlebt, ist aber Flüssigkeit im Chassis: Verstärker: Sofort ausschalten und Netzstecker ziehen!
    - Neben Wasser ist Überhitzung der größte Feind eines Verstärkers. Also dafür sorgen, dass (kühlende) Luft an das Chassis kommen kann. Etwas Abstand zur Wand halten! Weiß man, dass der eigene Verstärker sehr hitzeempfindlich ist, kann ein kleiner Ventilator Abhilfe schaffen. Meist ist das aber nicht nötig.
    Größere Bassverstärker haben oft eingebaute Lüfter. Hier sollte man regelmäßig prüfen, ob der Lüfter noch wie vorgesehen funktioniert. Es gibt auch temperaturgesteuerte Lüfter. Im Verlauf einer Probe werden sie höchstwahrscheinlich irgendwann anspringen.
    - Beim Transport sollte ein Verstärker immer gegen Umfallen gesichert sein.
    - Einen Verstärker auf einem Rollbrett 200m über Kopfsteinpflaster zu rollen kann zum Bruch von Platinen oder Lötstellen führen. Verstärker (auch Röhrenverstärker) sind nicht übertrieben empfindlich; man sollte es aber auch nicht darauf anlegen. Gerade warme Röhrenverstärker sollte man einige Minuten abkühlen lassen.

    Abschließend
    Wer diese Regeln befolgt hat gute Chancen lange Freude an seinem Verstärker zu haben. Am wichtigsten ist aber zu denken, bevor man handelt! Viele Fehler können so vermieden werden. Bewegt man seinen Verstärker bereits am Limit, kann eine Slap-Einlage den Tod des Systems bedeuten.

    Viel Spaß mit eurem Equipment
    Andreas

  • Thema von Cadfael im Forum Passive Schaltungen

    18.08.09 / Letzte Änderung: 27.03.11

    03.07.11
    ACHTUNG!!! NEUE VERSION 4 UNTEN!

    - - - - - - - - - - - - - - - -

    Viele werden die "Version 1" meiner "kleinen Sammlung von Schaltplänen für E-Bässe" bereits kennen. Mit einigen Dingen der ersten Version war ich nicht (mehr) ganz zufrieden. Das lag auch daran, dass die Inhalte der ersten Version mit der Zeit "gewachsen" waren.
    Nun ist es soweit!

    Version 2 meiner
    "kleinen Sammlung von Schaltplänen",
    "Passive Schaltungen für E-Bässe" ist fertig und online.

    Die völlig überarbeitete zweite Version umfasst derzeit 125 Seiten.

    Sie beinhaltet:
    - 42 "historische" Bass-Schaltungen
    - 31 Umbauten / Eigenbauten / Modifikationen von Schaltungen
    - 40 Seiten Hintergrundinformationen zu Theorie / Do It Yourself
    - und mehr

    Neu ist, dass jetzt alle 71 Schaltungen sowohl als "Ansichtszeichnung“, wie auch als Schaltplan vorliegen. Das sollte es interessierten Bastlern einfacher machen zu erkennen, wie man Schaltpläne selbst zeichnen und eigene Schaltungen entwerfen kann. Zudem wurden die Erklärungen zu den Schaltungen erweitert.

    Im historischen Teil sind unter anderem folgende Schaltungen dabei:
    Fender Precision Bass 1951, 1954, 1955, Precision Bass 1957, Precision PJ Bass (+ Tony Franklin), Jazz Bass 1960-62, Jazz Bass 1963, 1975, 2000, Mustang Bass, MusicMaster Bass, Telecaster Bass I und II, Squier Standard, VM und CV Bässe, Gibson EB-2 und EB-3, SG Bass, Les Paul Bässe, Rickenbacker 4001 Bass, Höfner 185 und 500/1, Ibanez ATK 100, Warwick Rockbass Streamer und Yamaha Attitude Ltd. 2 ...

    Im Umbauteil geht es unter anderem um:
    Parallel-seriell, mehrere Volume-Schaltungen, Balance Poti, Minischalter, Toggle Switch, Lever Switch (Fender Schalter), Drehschalter, Mute- und Kill-Schalter, Lautstärkeabgleich von Pickups über Trimmpoti, einfache Pre-Amp-Umgehung und mehr.

    Im Theorieteil geht es unter anderem um:
    Aufbau von Pickups, Single Coil, verschiedene Humbucker, Kabelfarben und mögliche Kabelbelegungen, Potis, Widerstände, Kondensatoren, Schalter, Kabel, Abschirmung, Klinkenbuchsen, Grundwissen Aktiv-Passiv und mehr.

    Aufgrund des Umfangs kann ich die Inhalte erneut nicht in einem normalen Foren-Thread veröffentlichen; das würde alle Grenzen sprengen. Daher wieder eine PDF-Datei. Die Datei wurde wieder mit CorelDraw 9, 11 und X3 an meinem PC erstellt.
    Ich hätte vielleicht noch mehr schreiben und zeichnen können, hatte aber ein 2 MB-Grenze (von der ich derzeit 1,97 MB ausgeschöpft habe). Auch so dürfte die Version 2 mit ihren 125 Seiten umfangreich genug geworden sein und reichlich Lesestoff für viele Stunden, ja Tage bieten.

    Also viel Spaß mit der Schaltplan-Sammlung für passive E-Bässe - Version 2
    Der Link und auch der Dateiname sind (wegen Suchmaschinen) der gleich geblieben.

    Gruß
    Andreas

    Änderung
    Version 2.24: Verkabelungsfehler Seite 46, Zeichnung 2.1.01 behoben
    Version 2.25: Verkabelungsfehler Seite 46, Schaltplan 2.1.01 behoben
    Version 2.31: Zusätzlich Rockbass Streamer Schaltungen, Ergänzungen zu Drehschaltern, Kapitel Passiv-Aktiv erweitert
    Version 2.32: Verkabelungsfehler Seite 46, Zeichnung 2.1.01 behoben
    Version 2.32: Erklärungen bei 1.8.01 + 1.8.02 hinzugefügt
    Version 2.34: Zehn Gibson Bass Schaltungen hinzugefügt
    Version 2.44: Weitere historische Schaltungen von Gibson, Epiphone, Rickenbacker, Gretsch, Guild, Vox

  • Bauarten von VerstärkernDatum22.06.2008 11:01
    Thema von Cadfael im Forum Grundwissen

    Als Einsteiger hat man es mit jeder Menge neuer Begriffe zu tun.
    Im Grunde ist der Aufbau von Bass- (oder Gitarren-) Verstärkern aber immer gleich. Die einzelnen Komponenten jedoch können alle zusammen in einem Gehäuse oder aber einzeln daher kommen.



    Mit seinem Instrument geht man zuerst in die Vorstufe (engl. Pre-Amp) des Verstärkers. Je nach Hersteller und Modell enthält die Vorstufe verschieden viele Regler. Meistens kann am Anfang die Eingangslautstärke (der Pegel) des Instruments angeglichen und der Klang verändert werden. Die Vorstufe eines Verstärkers kann auch Effekte oder verschiedene Ein- und Ausgänge beherbergen - doch dazu später mehr.
    Von der Vorstufe geht es in die Endstufe (engl. Power-Amp). Hier wird das Signal der Vorstufe so verstärkt, dass wir es hören können.
    Von der Endstufe geht es dann zu dem / den Lautsprecher(n).


    1. Der Comboverstärker

    Die ersten Verstärker die Musiker um die 1930er Jahre einsetzten waren so genannte Comboverstärker. Die Jazz- und Swing-Bands jener Zeit waren mit ihren Bläsern so laut, dass Gitarristen und Bassisten ihre Instrumente verstärken wollten um sich gegen Gehör zu verschaffen.

    Der Instrumenteneingang und das Bedienfeld des Combo können sich auf der Vorderseite, aber auch oben auf dem
    Verstärker befinden. Bis in die 1960er Jahre hinein standen Verstärker meistens vor und nicht hinter den Musikern. Daher machte es Sinn, das Bedienteil oben auf dem Verstärker zu platzieren.

    In einem Comboverstärker sind alle wichtigen Komponenten zusammengefasst. Um mit einem Comboverstärker spielen
    zu können muss man ihn nur mit dem Stromnetz verbinden und das Instrument mit einem Kabel anschließen.

    Da sich der Ausdruck "Combo" nicht auf "die Musikcombo", sondern auf "den Comboverstärker" (eine Kombination aus Verstärker und Lautsprecher) bezieht, sollte man "der Combo" und nicht "die Combo" sagen.

    Vorteil eines Comboverstärkers ist der einfache Aufbau. Zudem sind die Komponenten (Verstärker und Lautsprecher) meistens optimal aufeinander abgestimmt. Combos sind oft relativ klein und platzsparend - und man muss nur einmal schleppen. Zudem sind sie meistens billiger als vergleichbare Lösungen aus Topteil plus Box.
    Nachteil bei größeren leistungsfähigen Combos kann das hohe Gewicht sein. Außerdem hat man natürlich weniger Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Komponenten - und Combos haben relativ wenig Boxenvolumen.


    2. Half Stack, Full Stack, Tower

    Mitte der 1960er Jahre wurden Half Stacks, Full Stacks und Tower beliebt. Zum einen wurden Beat und Rock Musik lauter gespielt als zuvor Jazz und Rock'n'Roll. Weiterer wichtiger Grund ist aber auch die Vervielfachung der
    Zuhörerzahl. Um ein riesiges Publikum oder gewaltig große Bühnen ausreichend beschallen zu können. braucht man leistungsstarke Verstärker und große Schallflächen. Da es noch keine marktreifen Transistorverstärker gab, wären Vollröhrencombos mit einer Leistung von 100 Watt und vier 12 Zoll Lautsprechern enorm groß und schwer geworden.

    Pete Townshend von The Who ließ sich von Jim Marshall einen Tower (engl. = Turm) bauen. Dieser Tower bestand aus einem separaten Verstärkerteil und einer Box mit acht 12" Lautsprechern. Sehr schnell wurde aber klar, dass sich so eine Monsterbox kaum transportieren lässt. Die Roadies (Helfer für den Auf- und Abbau) von Townshend sollen nach kurzer Zeit gemeutert haben.
    Da kam man auf die Idee diesen großen Tower in der Mitte zu halbieren. Das Stack (engl. = stapeln) war geboren. Bei einem Full Stack handelt es sich um zwei Boxen, die zu einem Tower gestapelt sind. Benutzt man nur eine dieser beiden Boxen hat man ein Half Stack.
    Half und Full Stacks sind bei Bassisten sehr beliebt, aber auch der Tower hat überlebt! Gerade zu legendär ist der Tower der Firma Ampeg. Die wuchtige Ampeg Box hat acht 10" Lautsprecher und wird wegen ihres Aussehens von
    Musikern auch "Kühlschrank" genannt, da sie an die großen amerikanischen Kühlschränke erinnert.

    Vorteil einer Stack-Lösung ist, dass man Boxen mit verschiedensten Lautsprecherbestückungen von verschiedenen Herstellern oder Serien miteinander kombinieren kann. Zudem haben die Boxen meist ein großes Volumen und eine große Schallfläche. Sind an einem Auftrittsort bereits Boxen vorhaben, kann man evtl. nur das Topteil mitnehmen.
    Nachteil ist oft das große Gewicht sowie dass man mehrere Komponenten transportieren und schleppen muss. Außerdem muss man darauf achten, dass Verstärker und Boxen von der Leistung und Impedanz zueinander passen. Ansonsten können beide schweren Schaden davon tragen.

    3. Das Rack

    Anfang der 1980er Jahre wurden sogenannte Racks populär. Bei einem Stack befinden sich Vor- und Endstufe noch untrennbar im Topteil. Bei einem Rack hingegen bestehen Vor- und Endstufe(n), Effekte und mehr aus getrennten Komponenten. Diese Komponenten werden dann meistens in ein Gehäuse (Flight Case / Rack) montiert und untereinander verkabelt.

    Vorteil einer Rack-Lösung ist die große Flexibilität. Man kann sich genau die Komponenten zusammenstellen,
    die den gewünschten Klang und die gewünschte Lautstärke ergeben.
    Nachteil ist der sehr hohe Preis. Zudem muss man bei der Zusammenstellung berücksichtigen, ob die ausgesuchten
    Einzelkomponenten wirklich zusammen passen. Die teilweise umfangreiche Verkabelung macht ein Rack auch etwas anfälliger gegenüber Störungen.



    4.Persönliche Entscheidung

    Viele Faktoren können beeinflussen für welche Bauart man sich entscheidet. Manchmal ist es bereits das Aussehen. Ein kleiner Comboverstärker in einer Death Metal Band sieht ähnlich fehl am Platz aus, wie ein Full Stack in einer Country Band.
    Jungen Musikern mit sehr wenig Geld sei wegen Transportfähigkeit und Preis- / Leistungsverhältnis ein Combo ans Herz gelegt. Bei einem Combo kann man auch in Sachen Verkabelung kaum große Fehler machen. Für ein Rack sollte man sich entscheiden, wenn man bei keinem Hersteller ein geeignetes Top oder keinen Combo findet, gerne tüftelt und großen Wert auf kleinste Sound-Nuancen legt. Man sollte aber unbedingt über das nötige Kleingeld verfügen! Billig zusammengestrickte Racklösungen kommen meistens nicht an die Qualität gleich teurer Tops heran.

  • Thema von Cadfael im Forum Grundwissen

    Neben verschiedenen Bauarten gibt es auch verschiedene Gehäuseformen von Verstärkern. Der klassische Verstärker / die klassische Lautsprecherbox ist ein "einfacher" viereckiger Kasten.
    Es gibt aber auch Verstärker und Boxen, die man wahlweise aufrecht stellen, oder aber kippen kann, damit man sich besser hört. Diese Bauform nennt man "Kickback Gehäuse" oder "Wedge Gehäuse" (engl. wedge = Keil). Manche Boxen sind auch angeschrägt und haben Rollen in die Schräge eingebaut. Kippt man die Box, kann man sie auf den Rollen schieben. Ist eine Box oder ein Verstärker hauptsächlich dazu gedacht schräg gestellt zu werden, spricht man vom sogenannten "Monitorgehäuse".

    Hier einige Bauformen in der Seitenansicht:

  • Thema von Cadfael im Forum Grundwissen

    Beitrag für mehrere Foren vom 21.02.2008

    Hallöli,

    ich habe versucht ein Nachschlagewerk zu schreiben in dem immer wieder auftauchende Fragen von Anfängern und Fortgeschrittenen rund um Verstärker und Boxen (für Gitarristen und Bassisten) geklärt werden. Natürlich gäbe es noch mehr zu den Themen zu schreiben, aber 30 DIN A5 Seiten reichen erstmal.

    Ich bin kein Elektriker oder Elektroniker; aber vielleicht liegt gerade darin der Vorteil meines Kompendiums. Ich habe versucht allgemeinverständlich zu formulieren, nur in Fachwissen einzutauchen wo es nötig ist, alles so zu erklären, dass auch Laien es verstehen.
    Vielleicht muss man sich als Anfänger ein paar Sachen zweimal durchlesen um sie zu verstehen, aber eventuell begreift der ein oder andere mit Hilfe dieser Sammlung endlich doch die Regeln zur Parallel- und Reihenschaltung. Fachleute mögen an der ein oder anderen Stelle eine leichte (?) Gänsehaut bekommen. Priorität war für mich aber eine gewisse "Massenverständlichkeit".

    Einige HCAs und HFUs des Musiker-Boards (siehe Links) haben mein "Werk" freundlicherweise vorab durchgelesen, Verbesserungsvorschläge und Korrekturen gemacht. Dafür auch an dieser Stelle noch mal ein ganz ganz dickes Dankeschön! Alle Fehler die noch drin sind, gehen ausschließlich auf mein Konto!

    Themen sind u.a.:
    • Impedanz - was ist das?
    • Welche Besonderheiten gibt es bei Transistor- und Röhrenverstärker? Welche wichtigen Unterschiede? Was ist unbedingt zu beachten? Welche Impedanzen müssen die Boxen haben?
    • Wie funktionieren die Regeln zur Parallel- und Reihenschaltung? Gemischte Schaltungen.
    • Einiges zum Thema Wattangaben. Wie errechnet man die Belastung einzelner Lautsprecher in einem Setup?
    • Was ist bei Steckern und Lautsprecherkabeln zu beachten?
    • Anmerkungen zu den Themen Mono - Stereo und Fullrange - Bi-Amping

    Wegen den vielen Skizzen, der besseren Les-, Speicher- und Druckbarkeit habe ich mich dafür entschieden, meine Sammlung in Form einer PDF-Datei zu veröffentlichen.

    Viel Spaß damit
    Andreas

  • ParametrikDatum21.06.2008 08:01
    Thema von Cadfael im Forum Aktive Elektronik

    Parametrik
    Es gibt Aktiv-Bässe mit Mitten- oder sogar parametrischer Mittenreglung. Bei aktiver Höhen- oder Bassreglung ist meistens eine feste Center-Frequenz voreingestellt / vorgegeben. Diese Frequenz kann mit den Tonpotis verstärkt (geboostet) oder abgesenkt werden (roter Pfeil). Sind die Mitten parametrisch, kann man mit einem zusätzlichen Regler die Center-Frequenz verschieben (blauer Pfeil). Solch parametrischen Reglungen finden sich auch oft in Mischpulten. Der Anwender muss dabei zusätzlich wissen / lernen, welche Mittenfrequenz den Klang wie beeinflusst.

  • Thema von Cadfael im Forum Aktive Elektronik

    1. Stromversorgung
    Zum Betrieb einer aktiven Elektronik, wird eine Betriebsspannung benötigt. Diese Betriebsspannung beträgt bei Bässen meistens 9 oder 18 Volt. Hierzu werden ein oder zwei 9V Batterie- oder Akku-Blöcke eingesetzt. Die 9V Blöcke befinden sich meistens in einem separaten Batteriefach auf der Rückseite des Korpus; manchmal wird die Batterie aber auch einfach im Elektrikfach untergebracht.



    Wäre die Batterie wie in (Abbildung1 - oben) ständig an Hot und Masse angeschlossen, flösse ständig Strom und die Batterie wäre ständig leer. Daher verwendet man eine Stereo-Klinkenbuchse. Wird ein Stecker eingesteckt, ist über den Schaft des Steckers Masse (1) mit dem Minuspol der Batterie (3) verbunden.



    Wird der Bass nicht gespielt muss man daher darauf achten, dass das Klinkenkabel aus der Buchse des Basses gezogen wird. Steckt das Kabel auch in den Spielpausen oder über Nacht im Bass, ist die Elektronik aktiv und saugt auch in dieser Zeit die Batterie / den Akku leer.


    1.1 Warum zerrt mein Bass?
    Zerrt der Bass grundsätzlich - auch nach dem Einlegen einer frischen Batterie - kann ein zu hoch eingestelltes Preamp-Level die Ursache sein. Am Verstärker sollte man den Aktiv-Eingang benutzen und den Gain Regler kleiner einstellen. Hilft auch das nicht, sollte man den Bass in ein Musikgeschäft bringen, um das Preamp-Level von einem Elektroniker überprüfen zu lassen. Hat man Grundkenntnisse in Elektronik, kann man im Bass auch nach einem Trimmpoti suchen und dieses zurückdrehen. Allerdings sollte man vorher den ursprünglichen Stand genau notieren, um notfalls die Ausgangsposition wieder einstellen zu können.

    Hat man normalerweise keine Probleme mit seinem Bass, fängt er plötzlich an zu zerren, hat das vermutlich eine andere Ursache. Fast leere Batterien / Akkus kündigen nämlich durch Zerren an, dass sie bald leer gesaugt sind.


    1.2 Null-Euro Batterie-Tester
    Wie kann man den Ladestand einer Batterie / eines Akkus feststellen? Dafür gibt es eine einfache Methode: Mit der Zunge! Berührt man mit der Zunge gleichzeitig Plus- und Minuspol, bekommt man einen deutlich spürbaren Stromschlag. Je leerer die Batterie, desto geringer der Stromschlag. Irgendwann wird der Schlag zu einem leichten Kribbeln und ein säuerlicher Geschmack ist deutlicher wahrnehmbar als der der Stromschlag. Keine Angst! Jeder Weidezaun ist gefährlicher!

  • Aktiv - PassivDatum21.06.2008 07:58
    Thema von Cadfael im Forum Aktive Elektronik
    1. Aktive / Passive Bässe
    Betrachten wir einen E-Bass, können wir nicht auf Anhieb sehen, ob es sich um ein aktives oder passives Instrument handelt. Beide Typen können Volumenregler, Klangregler und Schalter haben - sie müssen es aber nicht.

    1.1 Passive Bässe
    In passiven Saiteninstrumenten werden (meistens) hochohmige Pickups (ca. 5 bis 15 k Ohm) verbaut. Um einem Bassverstärker Töne zu entlocken braucht man keine zusätzliche Stromquelle im Bass. Man verbindet einfach E-Bass und Verstärker per Klinkenkabel und los geht's.
    Wichtigster Unterschied zu aktiven Pickups: Lautstärke- und Klangregler fügen dem Signal der Pickups nichts hinzu; sie beschneiden lediglich das Ursprungssignal. Dreht man an der Klangreglung, beschneidet man die Höhen des Pickups - wodurch der Gesamtsound basslastiger wirkt. Es besteht zwar auch die Möglichkeit Bässe zu beschneiden, dieses Prinzip wird aber äußerst selten angewandt. Passive Elektrik macht das Signal nie lauter, man kann das Signal das von den Pickups kommt nur leiser machen.



    1.2 Warum aktive Elektronik?
    Wie bereits erwähnt, kann man das Pickup-Signal eines Basses mit rein passiver Elektronik lediglich beschneiden (siehe Grafik oben). Hier greifen die Vorteile aktiver Elektronik. Mit ihr kann sowohl Lautstärke, als auch bestimmte Frequenzen (per Klangreglung) absenken, aber auch erhöhen. Diese Erhöhung von Pegel oder Frequenz nennt man "boosten".



    Darüber hinaus haben manche Aktiv-Bässe zusätzlich noch einen Mittenregler, welcher manchmal sogar die gezielte Bearbeitung eines vom Spieler wählbaren Frequenzbereiches erlaubt (parametrische Mitten). Doch dazu später mehr.


    1.3 Passive Bässe mit Aktiv-Elektronik
    Bei manchen passiven Bässen wird zusätzlich aktive Elektronik eingesetzt. Der Vorteil dieser Mischung besteht darin, dass man zwischen aktivem und passivem Betrieb (z.B. wenn die Stromquelle während eines Auftritts ausfällt) hin und her schalten kann. Man genießt die Vorteile der aktiven Elektronik, ist ihr aber nicht auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
    Einige Bässe besitzen einen Preamp (Vorverstärker), bei dem man lediglich die Lautstärke per Trimmpoti (Poti mit einem fest einstellbarem Widerstand) verändern kann. Lautstärke- und Klangreglung laufen dabei weiterhin über die normale passive Schaltung.



    Wie im Diagramm unten zu sehen ist, liegt die maximale Lautstärke über dem eigentlichen Level des Pickup-Signals. Der maximale Lautstärkewert ist - wie bereits erwähnt - (oft) per Trimmpoti einstellbar.



    Durch den Einbau eines Preamps kann man das Ausgangssignal eines Basses um ca. 15 Dezibel anheben. Dadurch werden auch Störeinflüsse auf dem Weg zwischen Bass und Verstärker verringert.
    Allerdings sind die hochohmigen Pickups weiterhin genauso anfällig für Fremdstörungen (Trafos usw.) wie bei einem normalen passiven Bass. Durch das Boosten (besonders in der Klangreglung) können Störungen sogar noch verstärkt werden. Wo Lautstärke- oder Klangregler in Mischschaltungen sitzen ist individuell verschieden. Manchmal gehören sie zur aktiven Elektronik (und können dann auch geboostet werden), manchmal sitzen sie außerhalb.




    1.4 Aktiv Bässe mit niederohmigen Tonabnehmern
    Niederohmige Pickups brauchen eine Elektronik, die ihr Signal verstärkt. Ohne Aufbereitung durch einen Preamp im Bass ist das Signal für den normalen Live-Einsatz wertlos. Warum dann aber niederohmige Pickups? Niederohmigen Pickups sind weniger anfällig gegenüber Fremdstörungen; also Brummeinstreuung oder ähnliches. Sie liefern der aktiven Elektronik ein optimales Signal zur Weiterbearbeitung.

  • Thema von Cadfael im Forum Bastelecke Gitarren +...

    Eine Betrachtung vom 23.01.2007

    Hallöli,

    zur "Selbstbauwelle" habe ich mir einige Gedanken gemacht ...

    Es gibt zwei Arten eine eigene zu bauen.
    1. Body und vielleicht sogar Hals selbst anfertigen
    (die Hohe Schule des Gitarrenbaus für Mutige und Könner)
    2. Traumgitarre aus Einzelteilen zusammenbauen
    (nicht jeder kann ein Künstler sein und doch seine individuelle Gitarre bauen)

    Zur ersten Gruppe gehören sehr wenige - und egal wie gelungen das Resultat ist verdienen sie Respekt.
    Mir geht es hier um den "leichten Weg".

    Merksatz 1
    Eine gute Gitarre aus vorgefertigten Einzelteilen zu bauen ist im Normalfall TEURER als eine gleichwertige oder fast gleichwertige Gitarre zu kaufen!

    Guter Body: 140 bis 200 Euro (unlackiert)
    Guter Hals: 140 bis 300 Euro (lackiert)
    Gute Pickups: 100 bis 200 Euro (2 bis 3 Stück)
    Gute Mechaniken: 40 bis 80 Euro
    Gute Elektrik: 50 bis 100 Euro (Potis, Wahlschalter, Knöpfe, Buchsen ...)

    Ups! Da sind wir ja schon beim Preis einer Mexican Fender oder guten Epiphone!
    Dabei geht es immer noch teurer. Ich habe keine hohen Preise eingesetzt.

    Merksatz 2
    Wat nix kost, dat is auch nix.

    Viele preiswerte Bodys in der E-Bucht sind in Wirklichkeit nicht preiswert, sondern billig (und damit sogar oft überteuert!). Ebay lebt nicht von Sachen die man zuviel hat, sondern von Unwissenden, die Ware überteuert kaufen.
    Das trifft auf keinen Fall für alle Angebote zu! Aber man braucht einiges an Erfahrung und langem Studium um zu sehen ob ein Body billig, preiswert oder ein Schnäppchen ist.

    Merksatz 3
    Schnäppchen sind entweder sofort weg, sie werden erkannt und preisgerecht oder überteuert versteigert - oder in ganz seltenen Fällen verkannt.

    Es gibt genug Leute die sich seit langem mit Gitarrenbau beschäftigen. Die erkennen sofort was gut ist und wieviel es kosten darf. Jeder Anfänger wird da über den Tisch gezogen. Glück, wer einen Kenner wie Jean im Forum hat, der einen auf ein Schnäppchen hinweist! Nur sind die Schnäppchenpreise auch mal 150 Euro oder mehr ...

    Ich habe schon mal darüber geschrieben, dass die oben in der Liste erwähnten Teile in der E-Bucht nachweislich des öfteren aus Billiggitarren (42 bis 69 Euro für die gesamte Gitarre!) stammen. Und Bodys aus solchen Gitarren gehen dann für 50 Euro oder mehr über die E-Bucht-Theke.

    Ich würde NIE einen Maple-Neck ohne "Stinktierstreifen" (dunkler Holzstreifen auf der Rückseite) von Unbekannten kaufen.
    Ich bin zwar gelernter Schlosser und kein Schreiner, aber ich weiß wie professionelle Fräsungen aussehen müssen. NIE einen Body mit unprofessionellen Fräsungen - erst recht nicht wenn er lackiert ist.

    Merksatz 4
    Schuster bleib bei deinen Leisten - es geht auch anders ...

    Da kann es besser sein eine Justin Strat oder Tele zu kaufen und sie dann total umzumodeln. Da kosten Body plus Hals 69 Euro. Schlagbrett und Kontrollplatte hat man evtl. auch schon. Wer mehr Geld hat kann statt einer Justin auch eine Squier Standard Strat oder Tele als Basis seines Umbaus nehmen! Da kosten guter Body und Hals zusammen 240 Euro - und Pickgurad und Elektrik hat man auch schon.

    Alles auseinander nehmen, vielleicht Body abschleifen und neu lackieren, alles optimal aufarbeiten und wieder zusammenbauen. Oder Fräsungen und neue Pickups rein. Einen neuen Steg drauf? Die Elektrikschaltung verbessern?
    Vielleicht sogar Furnier beim Schreiner kaufen und selbst furnieren - oder beim Schreiner furnieren lassen.

    Man kann auch aus einer fertig gekauften Gitarre eine individuelle Gitarre machen!
    Dabei sammelt man so viele Erfahrungen, dass der spätere Bau einer richtig guten (und teuren) Selbstbaugitarre einiges besser wird. Falls man merkt dass der Gitarrenbau nichts für einen ist kann man notfalls alles wieder zusammenbauen. Falls man Blut geleckt hat und Spaß hat, kann man auch aus einer 69 Euro Gitarre - ohne Geldaufwand - eine 150 Euro Gitarre machen.

    Frankensteins Traum
    Frankenstein hatte den Traum aus Einzelteilen einen perfekten Menschen zu erschaffen. Er hatte aber nur "minderwertiges Material", weil auf seinen Teilelieferanten kein Verlass war.
    Man muss schon einige Erfahrung haben - und genug verlässliche Teilelieferanten - um eine wirklich gute Gitarre zu bauen. Nicht jeder Hals passt auf jeden Body (siehe Justin Tele Thread).
    So wie Frankenstein sein Monster liebte will ich aber niemandem absprechen sein eigenes Gitarrenmonster zu erschaffen und es lieb zu haben. Wir werden euch so oder so mit Tipps und Anregungen zur Seite stehen!

    Fazit
    Ich will niemanden abhalten SEINE Gitarre zu bauen! Ich ermutige und unterstütze euch sogar dabei!
    Seid euch nur über die Preise und Kosten bewußt! Geht evtl. den Weg aus einer (oder zwei!) fertigen Gitarre durch Umbau EURE Gitarre zu machen.

    Ein Anfänger sollte meiner Meinung nach mindestens 100 Stunden vorher recherchieren was es gibt und normalerweise kostet. Sozusagen die Rockinger / Warmoth Website auswendig lernen. Woraus besteht überhaupt eine Gitarre? Wo sind welche und wieviele Schrauben? Kann man an seiner jetzigen Gitarre studieren ohne sie auseinander zu nehmen! In den Rockinger Workshops steht auch jede Menge zu Elektrik und Einstellung. Was müssen gute Beschlagteile normalerweise Kosten?

    Tja; das wollte ich mal so in die Gitarrenbaurunde werfen ...
    Wie gesagt; seinen Body oder gar Hals selbst zu fräsen ist was völlig anderes!

    Gruß
    Andreas

  • Thema von Cadfael im Forum Grundwissen

    Es gibt viele Musiker, die Probleme mit sich lösenden Schrauben beim Schaller Security Lock System haben. Die Schrauben der Security Locks haben oft einen geringeren Durchmesser als die original Gurthalteschrauben. Das Hauptproblem bei Security Locks sehe ich aber darin, dass die Leute ihre SLs anschrauben - und gut ist.

    Man sollte aber nach ca. 24 Stunden noch mal vorsichtig nachziehen - und nach einer Woche noch mal - und nach einem Monat auch noch mal.
    Für eine Schraube gibt es nichts schlimmeres, als wenn sie nicht richtig angezogen ist. Dann kann sie sich auch losvibrieren. Holz arbeitet aber auch immer etwas. Daher an Anfang noch mal schnell kontrollieren, ob die Schraube noch fest sitzt - aber nicht drehen wie ein Wilder, sonst ruiniert man das Gewinde im Holz.

    Ist das Befestigungsloch zu groß, gibr es verschiedene Möglichkeiten. Manche benutzen Dübel oder Zweikomponentenkleber. Ich bevorzuge Zahnstocker um das zu große Loch zu füllen - mit, meist aber sogar ohne Holzleim.

    Wird die Schraube gegen den Body gedrückt, erhält man eine sowohl form- als auch kraftschlüssige Verbindung. Das Prüfen der Schraube dient dazu, unbedingt die Kraftschlüssigkeit zu erhalten, denn eine lockere Schraube ist nur noch formschlüssig; wird sich rausrütteln und das Gewinde ruinieren. Stimmt der Kraftschluss, reicht das Auffüllen des Loches mit einem Zahnstocher vollkommen aus, um die Formschlüssigkeit zu gewährleisten.
    Mit meiner Methode (anfangs mehrmals den Kraftschluss prüfen) halten die Security Locks dann über viele Jahre.
    Einmal in Jahr sollte man sein Instrument aber eh überprüfen! Das gilt besonders für Instrumente, die sehr gut schwingen.

    Gruß
    Andreas

  • Impressum und RechtshinweiseDatum20.06.2008 09:22
    Thema von Cadfael im Forum Generelles zum Forum

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    Andreas Kühn

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    Andreas Kühn
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    Andreas Kühn

  • Mono- und Stereo-Verstärker SetupsDatum19.06.2008 18:54
    Thema von Cadfael im Forum Grundwissen
    Beitrag für Foren vom 23.06.2007

    Hallöli,

    da dazu immer wieder Fragen auftauchen mal was über mono und stereo ...

    Einleitung
    Es ist eine sehr berechtigte Frage, ob dieser Beitrag sich einzig an Anfänger wendet. Nach meinen Erfahrungen weiß nämlich mancher Gitarrist selbst nach Jahren noch nicht wirklich den Unterschied zwischen einem mono und einem Stereo Verstärker Setup.
    Immer wieder hört man, dass zwei Verstärker oder Boxen automatisch stereo wären. Das ist falsch. Selbst mit zwanzig Verstärkern und hundert Boxen kann man mono spielen. Mit einem einzigen Combo hingegen stereo.

    Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Mono und Stereo?
    Ein Setup ist mono, wenn das gleiche Signal kommt aus einer oder mehreren Boxen.
    Ein Setup ist stereo, wenn zwei unterschiedliche Signale aus mindestens zwei Lautsprechern kommen.

    99,9% aller Gitarren liefern ein Mono-Signal. Schickt man dieses Mono-Signal jedoch in ein Effektgerät das mit Verzögerungseffekten oder Modulation arbeitet (z.B. Delay, Chorus, Flanger), so erhält man einen Stereo-Effekt.
    Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Lasse ich sich Originalsignal und Effektsignal überlagern und schicke es an einen einfachen Verstärker, bleibt das Signal mono; es gibt ja kein zweites Signal, das sich von diesem Signal unterscheidet. Trenne ich jedoch das Originalsignal vom Effektsignal und schicke die beiden an zwei Endstufen, so erhalte ich zwei Signale; also Stereo.

    Welche oder wieviele Effektgeräte zwischen Gitarre und Amp oder in den Einschleifweg gehangen werden ist für mono und stereo unerheblich. Ein Mono-Verstärker bleibt immer mono.

    Mono Setups
    Das klassische Beispiel für ein Mono-Setup ist die Gitarre, die ich in einen einfachen Combo-Verstärker stecke. Wie viel Kanäle dieser Amp hat spielt keine Rolle. Selbst ein Amp mit vier Kanälen kann mono sein (z.B. Hughes & Kettner Matrix). Neben Lautstärke und Verzerrung kann man in der Vorstufe auch den Klang regeln. Die meisten Amps haben auch Effekte oder Einschleifwege. Auch besagter Matrix verfügt über Chorus oder Delay. Wie oben erwähnt, schickt er dieses Signal aber nicht an zwei verschiedene Endstufen, sondern mischt einfach Original- und Effektsignal miteinander. Das Mischsignal wird dann an eine einzige Endstufe geschickt. Die verstärkt das Signal und gibt es an den Lautsprecher weiter. Eine Zusatzbox würde das Signal lediglich zusätzlich wiedergeben. Sie gäbe kein anderes Signal ab. Ein Matrix mit Zusatzbox bleibt also mono.



    Die meisten Gitarren-Tops haben zwei oder mehr Ausgänge für Lautsprecher. Hat der Verstärker jedoch nur eine Endstufe, ist es egal ob ein, zwei oder hundert Boxen angeschlossen sind. Da aus allen Boxen das gleiche Signal herauskommt, bleibt der Verstärker mono. Dabei spielt auch keine Rolle, ob die Boxen untereinander verbunden werden oder getrennt am Verstärker hängen (beides ist in der Skizze dargestellt).



    Was ist aber, wenn ich meine Gitarre in einen Splitter stecke, der das Signal an mehrere Verstärker gleichzeitig senden kann? Auch dann bleibt das Signal mono, da ja an beide Verstärker ein identisches Signal geschickt wird. Theoretisch kann ich also eine ganze Verstärkerwand auf der Bühne stehen haben und trotzdem mono fahren.




    Stereo Setups
    Von verschiedenen Herstellern gibt es seit Jahrzehnten Stereo-Amps zu kaufen. Einer der berühmtesten dürfte der Roland Jazz Chorus 120 sein. Peavey und andere Hersteller brachten aber auch ähnliche Modelle heraus. Alte Stereo-Verstärker arbeiten meist mit Chorus-Effekten. Digitale Delays waren viel zu teuer.
    Was diese Verstärker von normalen Verstärkern unterscheidet, sind die beiden eingebauten Endstufen. Von der Vorstufe geht es zuerst meist in Mono-Effekte. Am Ende der Kette steht dann ein Stereo-Effekt, der zwei unterschiedliche Signale liefert. Diese Signale werden dann getrennt an die beiden internen Endstufen geschickt. Jede Endstufe schickt das verstärkte Signal an (mindestens) einen Lautsprecher weiter.



    Im Grunde sieht der Aufbau mit einem Stereo-Topteil genauso aus - nur dass sich die Lautsprecher außerhalb des Verstärkers befinden. Nachteil beider Stereo-Setups ist, dass die beiden unterschiedlichen Signale durch die Nähe der Lautsprecher sehr nah aneinander liegen. Trotz Stereo ist ein Stereo-Effekt aus mittlerer Entfernung kaum zu hören.



    Eine weitere Variante ist es, sein Gitarrensignal an ein Bodeneffektgerät oder Multieffektgerät schicken. Von dort aus geht man in zwei Mono-Verstärker, die wiederum an eine Stereo-Box hängen. Dann gibt z.B. die linke Hälfte der Box das Signal von Verstärker A, die rechte Hälfte das Signal von Verstärker B wieder. Auch hier ist die zu geringe räumliche Trennung der beiden Signale ein Problem.



    Abhilfe schafft ein Stereo-Topteil mit zwei Boxen. Stellt man die Boxen weit auseinander oder im Winkel voneinander weg, ist der Stereo-Effekt deutlich zu hören.



    Zuletzt haben wird die Variante das Stereo-Signal erneut mit einem Bodeneffektgerät oder Multieffektgerät zu erzeugen. Von dort aus geht man in zwei Mono-Verstärker, die beide ihre eigene Box haben.




    Quadro Setups
    Hat man einmal angefangen rumzuspinnen, kann man sich natürlich die verrücktesten Setups ausdenken! Wie wäre es, mit vier Amps zu fahren? Abgesehen davon, dass echte Quadrophonie spätestens am Mischpult endet, sind aber auch mit mehr als zwei Verstärkern nette Effekte zu erzeugen. Meines Wissens erzeugt Brian May von Queen seinen Sound, indem er eine ganze Batterie von VOX AC30 mit leicht unterschiedlichen Signalen füttert.




    Und noch ein Setup
    Eine weitere Möglichkeit des Setups ist D/W/D-Amping (Dry/Wet/Dry).
    Hierbei wird das Gitarrensignal zuerst in einen normalen Gitarrenverstärker (Dry) geschickt und dort verarbeitet. Dieses Mono-Signal nimmt man mit einem Mikro oder einer DI-Box ab und schickt es über Effektgeräte in eine Stereo-Endstufe (Wet/Dry), die wiederum mit zwei oder mehr Boxen verbunden ist.
    Vorteil dieses Setups ist, dass ein im normalen Amp den Grundsound liefert - sowohl das Vorstufen als auch Endstufensignal. Dieses fertige Signal wird dann räumlich gemacht. Nachteil ist der enorme Aufwand, den man treiben muss.





    Fullrange, Bi-Amping, Tri-Amping
    Alle bisher vorgestellten Mono- und Stereo-Setups waren Fullrange Setups.
    Das gesamte Signal von tiefsten Bässen bis höchsten Höhen wird also in seiner vollen Bandbreite auf alle Speaker geschickt; es gibt keine Trennung nach Frequenzen. Bei einem Gitarrensignal ist das auch kein Problem. Im Gegensatz zu HiFi-, Bass-, oder PA-Anlagen ist die Aufgabe von Gitarrenanlagen den Sound zu verfälschen. Jeder der eine verzerrte Gitarre direkt in die HiFi-Anlage oder ins Mischpult gespielt hat weiß was ich meine. Bei linearer Wiedergabe kreischen die Höhen und dem Sound fehlt Charakter. Die Bandtauglichen Verstärker haben daher (fast) alle 10" oder 12" Speaker, die zum einen die Höhen abwürgen, zum anderen für einen (relativ) warmen mittigen Sound sorgen.

    Bei Bässen sieht die Sache anders aus. Hier werden - wie der Name bereits sagt - neben den Mitten wesentlich stärkere Bässe erzeugt und auch Höhen sind erwünscht. Daher ist es theoretisch möglich einen (unverzerrten) Bass direkt ins Mischpult zu spielen. Betreibt man eine Bassanlage Fullrange, muss ein Speaker gleichzeitig mit tiefen Bässen als auch spritzigen Höhen fertig werden. Fährt man z.B. eine Anlage mit einem 15er und 4x10ern, schafft der 15er es nicht die Höhen ausreichend wiederzugeben, die 10er die tiefen Bässe. Zusammen gleicht sih das jedoch aus.

    Für die Speaker ist das große Frequenzspektrum natürlich eine Belastung. Daher kam man auf die Idee aktive Frequenzeichen einzusetzen. Bei diesen Frequenzweichen kann man oft die Trennfrequenz, sowie die Flankensteilheit (also wie stark ein Signal ab einer bestimmten Frequenz abfällt) einstellen. Nachdem das Signal nach Frequenzen getrennt wurde, geht es an zwei Endstufen. Die HI-Speaker bekommen keine starken Hübe mehr ab und die LO-Speaker müssen sich nur um die tieferen Frequenzen kümmern. Da man für die Wiedergabe von Bässen wesentlich mehr Leistung braucht als für die Wiedergabe von Höhen (bei gleichem Lautstärkeempfinden) kann die HI-Endstufe wesentlich weniger Watt haben. Wie groß der Unterschied am besten ist, hängt on der Trennfrequenz ab.
    Stellt man die Boxen für HI und LO auseinander haben wir im Grunde ein frequenzabhängiges Stereo-Setup, obwohl das Signal nicht verzögert oder moduliert wird. Besonders gut hörbar wäre das bei einem geslappten Bass.



    Tri-Amping ist im Grunde das gleiche wie Bi-Amping, nur dass das Signal in Bässe, Mitten und Höhen aufgeteilt wird. Tri-Amping wird normalerweise nicht von Instrumentalisten eingesetzt, sondern findet seinen Einsatz hauptsächlich im PA-Bereich.


    Schlussbemerkung
    Selbstverständlich wäre zum Thema noch mehr zu schreiben. Einige Dinge hätten vielleicht auch noch näher ausgeführt und nicht so sehr simplifiziert werden sollen. Der geneigte Leser dürfte jedoch einen Überblick darüber bekommen haben was denn nun Mono und Stereo sind.

    Vielleicht wird es nach dem lesen nicht mehr ganz so wild durcheinander gewürfelt?

    Gruß
    Andreas
  • Thema von Cadfael im Forum Historische Betrachtungen

    Hallöli,

    Vorwort
    Obwohl ich KEIN Experte für Vintage Amps, die Geschichte von Fender, Marshall oder anderer Herstellern bin möchte ich hier etwas über den wohl meist gebauten / nachgebauten Bassverstärker aller Zeiten schreiben - über den wahrscheinlich die wenigsten von uns Bassisten gespielt haben.
    Gewähr für hundertprozentig korrekte Angaben kann ich leider nicht übernehmen. Ich bitte darum, mich gegebenenfalls zu korrigieren!

    Die ersten Bassverstärker
    Die Geschichte des Bassverstärkers beginnt einige Jahre, bevor Leo Fender den ersten in Serie gebauten Bass auf den Markt bringt.
    Kontrabassisten hatten bereits seit den 1930er Jahre große Schwierigkeiten sich in lauten Bigbands Gehör zu verschaffen. So beschlossen zwei Amerikaner während des Zweiten Weltkriegs ein Tonabnehmer-Verstärker-System zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Der "Verstärkte - Pflock / Stift" (Amplified Peg) gab der Firma der beiden den Namen: "Ampeg". Die ersten Bassverstärker hatten die sensationelle Leistung von 18 Watt und einen großen 12" Lautsprecher.

    Leo Fender
    Nachdem Leo Fenders erste elektrische Gitarre, die Esquire (in späteren Abwandlungen Broadcaster / Nocaster / Telecaster genannt), ein riesiger Erfolg war, brachte Fender 1951 den ersten seriell gefertigten Bass mit Bundstäbchen auf den Markt.
    Die simpel anmutende Idee mit den Bundstäbchen vereinfachte das Erlernen des Bassspiels ungemein und ermöglichte einer großen Anzahl von Anfängern und Umsteigern, innerhalb kürzerer Zeit präzise Bass zu spielen. Wohl auch aus werbetechnischen Gründen erhielt der Bass den, Namen "Precision Bass".

    Leo Fender war, anders als Les Paul, kein Musiker / Gitarrist, sondern ein Techniker. Bevor er seine erste E-Gitarre auf den Markt brachte, hatte er bereits (1946) Gitarrenverstärker wie den Fender "Deluxe", "Princeton" oder "Professional" konstruiert und vermarktet. Was lag da näher, als auch Verstärker für seine neuen Bass-Gitarren (man verzeihe mir dieses Wort, das ich aus historischem Kontext benutze) herzustellen?!

    Der Fender Bassman
    So kam 1952 der erste Fender Bassman in die Musikgeschäfte. Die Bassmans veränderten jedes Jahr ihr Aussehen und wurden immer leistungsstärker. Der Bassman von 1955 hatte bereits vier 10" Lautsprecher, unterschied sich jedoch in einigen wichtigen Details vom 1959er Modell.



    Der Fender Bassman von 1961 stand mit seinen "echten" zwei Kanälen Pate für viele Verstärker der 1960er Jahre - aber das ist eine andere Geschichte. Hier geht es um den Bassverstärker, der zwischen diesen beiden Modellen liegt.
    Obwohl er nur zwei Jahre im Programm von Fender war (im Grunde ein Flop), wurde er das meist kopierte Verstärkerkonzept einer ganzen Ära. Auf ihn bauen die ersten Modelle von Traynor's (der YBA-1), der Mesa Boogie Mark I und last but not least der Marshall JTM45 auf. Urvater all dieser Amps ist der

    Fender Bassman 59.
    Fender Bassman 5F6-A

    Mit seinen 45 Watt war der Bassman von 1959 und 1960 ein relativ leistungsstarker Verstärker. Aufgrund seiner offenen Rückwand / Bauweise hörte der Frequenzgang jedoch bereits bei 90 Hz auf - nicht gerade berauschen für einen Bassverstärker. Das könnte ein Grund dafür sein, warum bereits zwei Jahre nach seiner Einführung der Bassman 61 als Top mit geschlossener Boxen auf den Markt kam.
    Gitarristen interessierte das Manko der mangelnden Basswiedergabe nicht - und so dürfte es bereits damals Gitarristen gegeben haben, die den Bassman mit seinen vier 10 Zoll Lautsprechern dem Deluxe oder Princeton vorzogen und den Bassman als Gitarrenverstärker "missbrauchten".
    Der Bassman 59 wäre wohl bedeutungslos für die Verstärkergeschichte geblieben, hätte nicht ein Mann auf der anderen Seite des Atlantiks in seinem kleinen Musik- und Elektronikladen bei London das Konzept "geklaut".




    Bevor wir uns diesem Mann widmen schauen wir uns kurz die Bedienfront des Bassman 59 (von rechts nach links) an, denn sie wird uns später wieder begegnen. Zuerst finden wir zwei unterschiedlich empfindliche Eingänge für den Normal Kanal. Dann folgen die beiden Eingänge für den Bright Kanal, die beiden Volumenregler, die Dreiband-Klangreglung (Vorstufe) und der Presence Regler für die Endstufe. Kontrollleuchte, Standby Schalter und Netzschalter (inkl. Sicherung) vervollständigen das Panel.

    Jim Marshall
    Anfang der 1960er Jahre unterrichtete Jim Marshall Musikschüler (unter anderem Noel Redding - den späteren Bassisten von Jimi Hendrix), hatte einen kleinen Musik- und Elektronikladen in Kensington bei London.
    Die Verstärker der damaligen Zeit waren bei weitem nicht so robust wie manche glauben mögen. Daher war die Kombination aus Musikgeschäft plus Werkstatt ideal im neuen Medium der elektrifizierten Musik.
    Herr Marshall verkaufte und reparierte also fleißig Verstärker mehrerer Marken; darunter auch Fender Verstärker. Die steigende Nachfrage hatte Lieferengpässe, sowohl bei Verstärkern als auch Ersatzteilen zur Folge.
    Also entschloss sich Herr Marshall, seine eigenen Verstärker zu produzieren und zu verkaufen. Und welchen Verstärker nahm er sich zum Vorbild? Das 10 Cent Stück dürfte gefallen sein. Ein Blick auf die Bedienfront eines Marshalls (besonders nach der vorherigen Aufzählung beim Bassman 59) sollte die Antwort geben.




    Damit keine Missverständnisse auftreten: Jim Marshall veränderte einiges am Innenleben seiner Amps im Vergleich zum Bassman. Es handelt sich, selbst bei den frühen Marshalls nicht um 1:1 Kopien.
    Ob die leicht veränderte Röhrenbestückung wirklich das Produkt ausgefeilter Soundtests war oder schlicht daran lag, dass amerikanische Röhren teurer und viel schwerer zu bekommen waren, lassen wir allerdings dahingestellt. Diese Frage wird sich niemals klären lassen. Fakt ist aber, dass gerade Engpässe in der Röhrenbeschaffung europäischen Werkstätten große Probleme machten. Auch andere Bauteile wie der Trafo und die Impedanz wurde geändert.

    Jim Marshalls Verstärker schlugen in England ein wie eine Bombe. Nicht zuletzt, weil zu Jims Kundschaft berühmte Musiker gehörten, deren Sonderwünsche Marshall umsetzten konnte. Zum Beispiel wollte Pete Townshend eine 812er Box haben, was sich jedoch schnell als kaum transportierbar herausstellte. Also baute Marshall ihm ein Fullstack aus zwei 412er Boxen. Diese Konstruktion zweier geschlossener Boxen behob gleichzeitig das Problem der Basswiedergabe - wodurch das Fullstack auch für Bassisten interessant wurde.
    London war nun mal ein "kleines Dorf". Profi-Musiker kannten sich untereinander und so gehörten auch Gitarristen wie Eric Clapton, Jack Bruce, Jim Page oder Paul Kossoff bald zu den Kunden. Zudem tat sich Marshalls Schüler Mitch Michell genau zu dieser Zeit mit einem ehemaligen Gitarristen von Little Richards Begleitband zusammen. Was lag näher, als dass dieser Gitarrist namens Jimi Hendrix ebenfalls Marshall Amps spielte?! Da es Mitte der 60er Jahre noch keine PAs im heutigen Sinne gab, trat Hendrix auch schon mal mit einem Setup aus 18 Marshall Verstärkern auf.
    Die Beatles sollen sich übrigens öfters die Haare gerauft haben, weil sie durch einen Vertrag an VOX gebunden waren.

    Bis Mitte der 1970er Jahre wurden diese Marshall Amps mit den verschiedensten Wattzahlen und mit kleinen Unterschieden regulär produziert. Es gab sie sowohl als Gitarren-, wie auch als Bassverstärker zu kaufen (mit 50 bis 200 Watt Leistung). Auch nach dem Verschwinden aus der "normalen Produktpalette" kommen immer wieder Sondermodelle dieses legendären Verstärkers auf den Markt.

    Gitarrenverstärker mit regelbarer Verzerrung durch einen Gain Regler gab es übrigens auch erst seit Mitte er 1970er Jahre! Vorher war Verzerrung einzig durch das Aufdrehen den Volumenreglers zu erreichen. Man erfand zwar "Power Soaks", die einen Teil der Leistung in Wärme statt Lautstärke umsetzten, toll war das aber nicht - dafür oft gefährlich.



    In eigener Sache
    In den 1980er Jahren habe ich als Gitarrist über ein gebraucht gekauftes 100 Watt Bass-Marshall Topteil aus den 70er Jahren gespielt. Die original 4x15er Bass Box (so groß wie ein Ampeg Kühlschrank aber mit dem Wirkungsgrad einer toten Schildkröte) tauschte ich gegen ein 412er Gitarren Box von Kitty Hawk, denn die war deutlich preiswerter als eine Marshall Box. Da das Top so tierisch laut war, war an Verzerrung nur mit vorgeschaltetem Overdirve-Pedal (BOSS SD-1) zu denken. Ein geiler Sound! Vom Verzerrer in eine A/B-Box, mit der ich auswählen konnte, ob der Bright oder Normalkanal befeuert wird.

    Schlussbemerkung
    Obwohl nur eine kleine Gruppe von Gitarristen (!) heutzutage noch den Fender Bassman 59 spielt, hat das Konzept dieses Bassverstärkers die Verstärkerwelt und Musikgeschichte geprägt wie kein anderer. Besonders wenn man bedenkt, dass nicht nur der Marshall, sondern auch der erste Mesa Boogie (Mark I) auf dem Konzept des Bassman aufbauen.

    Und wenn mal wieder ein Gitarrist über fehlende Kanäle oder Ausstattung an eurem Bassverstärker rumnörgelt, könnt ihr ihm sagen: Der wichtigste Verstärker in der Geschichte der Gitarrenverstärker war ursprünglich ein Bassverstärker! :)

    Gruß
    Andreas

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